Sechs Jahrzehnte Handelsgeschichte zeigen, die Umbrüche waren oft spektakulär. Und nicht immer standen die Sieger von Anfang an fest.
1/37
Teilen
OBS/Real SB-Warenhaus Gmbh
Die Großflächenrevolution: Die Gesellschaft wird mobil. Sie hat die Autos, um damit auf der Grünen Wiese einzukaufen.
2/37
Teilen
Discount kommt: 1962 wird Aldi aus der Taufe gehoben. Die beiden Brüder, Karl und Theo Albrecht, stellen ihre 200 Tante-Emma-Läden auf das neue Konzept um. Zunächst unter dem Radar, ist das Discount-Prinzip bis heute ein Erfolgsmodell.
3/37
Teilen
LZ-Archiv
Beisheims Cash + Carry: Was dem Einzelhandel recht ist, ist Otto Beisheim billig. Er wendet das Prinzip Selbstbedienung, das seit Mitte der 50er-Jahre Einzelhandelsgeschäfte revolutioniert, auf den Großhandel an.
4/37
Teilen
Oetker
Schon in den 60er-Jahren zählt Oetker zu den großen Traditionsunternehmen der Ernährungsbranche. Allerdings lassen die Umsätze zu wünschen übrig, deswegen soll die Marktbedeutung gesteigert werden. Das Management beschließt, mehr Produkte unter dem Label "Dr. Oetker" anzubieten.
5/37
Teilen
LZ-Archiv
Neue Sortimente: Die Selbstbedienung erfordert von den Herstellern neue Verpackungskonzepte. Alles muss sicher umhüllt sein, bevor die Regale bestückt werden. Doch das gilt nicht nur für Mehl, Zucker oder Milch. Die ersten Fertiggerichte kommen auf den Markt. Nicht ohne Kritik: Dosengerichte seien nichts für Zuhause, allenfalls etwas für Camping-Freunde, so die Gegner.
6/37
Teilen
LZ-Archiv
Neue Marken: Nicht nur Handelskonzepte schwappen über den Atlantik nach Deutschland – auch Markenartikel. In den 60er-Jahren startet Procter & Gamble hierzulande etwa mit der Waschmittelmarke Dash. Auch europäische Hersteller sorgen für Furore: Ferreros Mon Chérie wird zum Kultkonfekt.
7/37
Teilen
LZ-Graphik
8/37
Teilen
Rewe
Die Rewe entwickelt sich mit der Übernahme von Leibbrand (Penny, HL, Minimal und Toom) zur Handelsmacht in Deutschland. Vorstandschef Hans Reischl führt den Genossenschaftskonzern über mehr als zwei Jahrzehnte.
9/37
Teilen
Unternehmen
In den 70ern macht Spirituosen-Hersteller Günter Mast mit einer Aktion von sich reden, die skeptische Zeitzeugen passenderweise als Schnapsidee einstufen. Mast ersetzt auf den Trikots von Eintracht Braunschweig mit seinem Jägermeister-Hirsch den Vereinslöwen.
10/37
Teilen
dm
1974 fällt die Preisbindung der zweiten Hand weg. Hersteller von Markenartikeln können den Handelsunternehmen nicht mehr vorschreiben, zu welchem Preis sie die Produkte weiterverkaufen sollen. Die neue Freiheit führt auch zu neuen Handelsformaten. In etwa zeitgleich gründen Götz Werner, Dirk Roßmann und Erwin Müller ihre Drogerieunternehmen dm, Rossmann und Müller.
11/37
Teilen
Nestlé
Nestlé mausert sich zum Weltkonzern. Das Konzept: Zukäufe von Unternehmen, die ins Portfolio passen. In den USA kaufen die Schweizer sich bei der Firma Levy ein. Auch Ursina (Thomy, Bärenmarke) wandert ins Portfolio.
12/37
Teilen
LZ-Archiv
Die 70er bringen nicht nur klassische Marken in die Geschäfte. Die Branche sucht preiswerte Alternativen, die Eigenmarken werden geboren. Zu Beginn ihrer Geschichte werden die „Aldinativen“ oder „No Names“ im Preiseinstieg positioniert.
13/37
Teilen
LZ-Archiv
Der Strichcode kommt: Die Erfassungsgeräte sind in dieser Zeit keine Leichtgewichte.
14/37
Teilen
LZ-Graphik
15/37
Teilen
LZ-Archiv
Aufstieg und Fall: Aus der kleinen Konsumgenossenschaft Allgemeine Saar Konsum (Asko) entwickelt sich in den 80er-Jahren ein großer Spieler auf dem deutschen Handelsparkett. Nach Finanzproblemen sichert sich Metro mit dem Jahreswechsel 1989/1990 das Sagen bei Asko und übernehmen zwei Jahre später die Mehrheit inklusive eines Schuldenbergs von 5 Milliarden DM.
16/37
Teilen
LZ-Archiv / Frank Senftleben
Karl-Heinz Kipp aus Alzey gehört mit Massa zu den SB-Warenhauspionieren der Republik. In den 80er-Jahren verkauft er Anteile an Asko, später landen die Großflächen bei Metro. Die Immobilien an Top-Standorten behält Kipp.
17/37
Teilen
Matthias Richter
Category Killer: Immer mehr Fachmärkte kommen auf und machen etablierten Händlern aufgrund ihrer Größe und Auswahl das Leben schwer.
18/37
Teilen
Markant
Die Markant entsteht: Einkaufskooperationen prägen schon lange die deutsche Handelslandschaft. Doch in den 80er Jahren geraten sie zum Streitfall. Das Bundeskartellamt untersagt der Selex + Tania AG die Geschäftstätigkeit. Die Verantwortlichen verändern das Geschäftsmodell und die Markant in der Schweiz entsteht. Der erzwungene Landeswechsel erweist sich als Glücksfall. Claus-Jürgen Kaiser, damals wie heute Markant-Chef, formuliert es so: „Wir machen einen Sprung in die Zukunft.“
19/37
Teilen
Coop
Die Konzentration im Einzelhandel führt hinter den Kulissen zu gewaltigen Veränderungen. Die üblichen Warenwege vom Hersteller bis in den Laden funktionieren nicht mehr. Eine der Lösungen für die Zukunft heißt Zentrallager.
20/37
Teilen
LZ-Graphik
21/37
Teilen
Matthias Richter
Goldgräberstimmung: Nach der Einführung der D-Mark im Osten übernehmen die westdeutschen Handelsunternehmen die Oberhoheit. Auch Plus war nach der Grenzöffnung im Osten der noch geteilten Republik rasch zur Stelle.
22/37
Teilen
LZ-Archiv
Abgewickelt: Die alte Handelswelt der DDR hat den Systemen aus dem Westen nichts entgegenzusetzen.
23/37
Teilen
LZ-Archiv
Die Wiedervereinigung beschert dem Einzelhandel eine Sonderkonjunktur, von der auch Hersteller profitieren. Der Fleischbranche allerdings macht sie eher zu schaffen. Denn mit den neuen Bundesländern kommen auch neue Schlacht- und Verarbeitungskapazitäten hinzu.
24/37
Teilen
Thomas Fedra
1994 wird eine der bis dato größten Übernahmen im deutschen Einzelhandel vereinbart: der Hertie-Erwerb durch Karstadt.
25/37
Teilen
Matthias Richter
1997 steigt der weltweit größte Einzelhändler in den deutschen Markt ein und scheucht damit die Branche gehörig auf. Walmart kauft erst Wertkauf, dann Interspar. Erfolgreich ist der US-Riese nicht. Zehn Jahre nach Markteintritt werfen die Amerikaner entnervt das Handtuch.
26/37
Teilen
Matthias Richter
1996 beginnt im Einzelhandel eine neue Zeitrechnung. Der Bundestag beschließt mit knapper Mehrheit neue Ladenschlusszeiten. Demnach dürfen Geschäfte nunmehr Montag bis Freitag von 6 Uhr bis 20 Uhr geöffnet haben, samstags bis 16 Uhr.
27/37
Teilen
LZ-Graphik
28/37
Teilen
Hans-Rudolf Schulz
Neue Spielregeln: Was mit dem Buchverkauf übers Internet beginnt, wird zur Bedrohung für den gesamten Einzelhandel. Nahezu alle Güter des täglichen Gebrauchs finden sich bald auf den Amazon-Seiten, auch Lebensmittel. Amazon setzt weltweit Milliarden um, Deutschland wird einer der größten Märkte. Seit 2002 ist Ralf Kleber Amazon-Deutschlandchef.
29/37
Teilen
Reinhard Rosendahl
Handelsmarken haben längst ihren festen Platz in den Regalen des Lebensmittel-Einzelhandels erobert. Nicht ganz unschuldig daran ist das Unternehmen von Willibert Krüger, das in der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro aufweisen kann.
30/37
Teilen
Europäische Kommission
Der Jahreswechsel 2002 bringt Deutschland den Euro. Monatelang bereitet sich der Einzelhandel darauf vor. Viele Kunden rechnen noch Jahre danach Euro-Preise wieder in DM um, um den Preis einschätzen zu können. Der Handel ist zunächst einmal Wechselstube. Denn die Branche verpflichtet sich im Vorfeld, auch alle Zahlungen in DM entgegenzunehmen.
31/37
Teilen
Thomas Fedra
2009 muss Arcandor Insolvenz anmelden. Der Dachkonzern von Karstadt, Quelle, Neckermann und Thomas Cook bringt es auf fast 20 Mrd. Euro Umsatz. Die Pleite erschüttert die Wirtschaftsszene. Sie deutet sich über Jahre hinweg an und ist mit dem Namen Thomas Middelhoff aufs engste verknüpft.
32/37
Teilen
LZ-Graphik
33/37
Teilen
Beate Hofmann
Ein Imperium zerbricht: Über viele Jahre ist Schlecker der Primus unter den Drogeriemärkten. Doch im Januar 2012 ist Schluss. Das Ehinger Familienunternehmen meldet Insolvenz an. Ideen der Insolvenzverwaltung, Schlecker mit einem modifizierten Konzept im Markt zu halten, erweisen sich als unrealistisch. Die Suche nach neuen Investoren läuft ins Leere. Mitte 2012 startet der Ausverkauf. Kurz
danach werden alle Läden geschlossen.
34/37
Teilen
Ludwig Heimrath
Sektoruntersuchung mit Folgen: Im Oktober 2014 legt das Bundeskartellamt eine 400-seitige Untersuchung über den Einzelhandel vor. Vier große Handelsgruppen – Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe – bestimmen hierzulande die Handels-Szenerie und vereinen 85 Prozent des Nachfrage- und Angebotsmarktes auf sich. Das bedeutet, dass es diese Unternehmen bei einem Zukauf schwer haben dürften, keine signifikante Verschlechterung der Marktverhältnisse nachzuweisen.
35/37
Teilen
Jochen Zick/Edeka
Die ersten, die das zu spüren bekommen, sind Edeka und Tengelmann beim geplanten Verkauf der Kaiser’s-Tengelmann-Supermärkte 2014. Doch das Kartellamt spielt nicht mit. Es untersagt den Merger und sieht darin eine ungerechtfertigte Anhäufung von Marktmacht. Nach zähem Ringen wird das Ladennetz schließlich zum Jahreswechsel 2017 unter den Rivalen Edeka und Rewe aufgeteilt.
36/37
Teilen
Metro AG
2016 beschließen die Großaktionäre von Metro, das Handelsunternehmen aufzuspalten. Der gesamte Lebensmittelhandel
wird in eine neue Aktiengesellschaft ausgegliedert, die nach Börseneinführung wieder den Namen Metro AG annimmt. Die Elektroniksparte Media-Saturn schlüpft unters Dach von Ceconomy. Am 13. Juli 2017 läutet Olaf Koch in Frankfurt die Börsenglocke für die neue Metro.