Um neue stationäre Erlebnisse zu bieten und Kundenfrequenzen zu erhöhen, setzen immer mehr deutsche Foodhändler auf Sofortverzehr und Handelsgastronomie. Die Lüning-Gruppe zum Beispiel zeigt in ihrem umgebauten Flaggschiff-Markt in Rietberg, wie das ohne viel Aufwand geht. Denn dort bietet das selbstständige Edeka-Unternehmen quer über den Markt verteilt zahlreiche Mitnahme-Mahlzeiten an. Diese können auf einer Gastrofläche mit 30 Sitzplätzen oberhalb der Kassenzone verzehrt werden. Ohne Bedienung, direkt aus der Verpackung und mit Plastikbesteck, das der Ware beiliegt.
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Reinhard Rosendahl
Auch Rewe Petz, Deutschlands größter selbstständiger Lebensmittelhändler, experimentiert in Sachen Gastro. In seinem Flagship-Markt in Wiehl betreibt der Händler eine große Gastro-Fläche im offenen Eingangsbereich. Herzstück des SB-Restaurants ist die Fischstation gegenüber Obst und Gemüse. Dort gibt es Tagesgerichte, Salate und Snacks, auf Wunsch können sich die Kunden auch Produkte aus der Theke zubereiten lassen. Für andere Standorte erarbeitet Rewe Petz derzeit eher abgespeckte, systemgastronomische Lösungen.
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Dornseifer
Rewe Dornseifer fährt in Sachen Sofortverzehr zweigleisig. So bietet die Rewe-Händlerfamilie seit Jahren sehr erfolgreich hauseigene Frische-Convenience-Produkte an. Zusätzlich gibt es in acht von 16 Standorten auch Marktbistros neben der Bäckerei. Der Gastro-Anteil am Gesamtumsatz liegt je nach Standort zwischen 2 und 5 Prozent.
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Carsten Milbret
Edeka Niemerszein in Hamburg ist ebenfalls Experte für hauseigene Frische-Convenience. In seinem Markt im Stadtteil Winterhude hat der Händler seine To-Go-Abteilung mit Snacks, Getränken, Salaten, Desserts und gekühlten Gerichten zum Mitnehmen direkt an den Markteingang platziert. Ebenfalls an diesem Standort befindet sich die Zentralküche, aus der die übrigen sieben Niemerszein-Märkte mit seiner Frischkost beliefert werden. Hier werden bis zu 1500 Artikel täglich produziert.
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Ludwig Heimrath
Edeka-Händler Kels profitiert auch von Gastronomie als Frequenzbringer. In seinem "Store of the Year" in Ratingen betreibt die Händlerfamilie ein profitables SB-Marktbistro in Eingangsnähe. Eher systemorientiert, konzentriert sich das Angebot auf eine kleine Karte mit Pizza und Pasta. Dabei garantieren schnelle Abläufe hohe Abverkäufe, die Wartezeiten für die Kunden sind entsprechend kurz. Das Restaurant steht für einen Erlösanteil von 3 Prozent.
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Edeka Baur/Marc Diez-Prida
Gastronomisch anspruchsvoller ist das Konzept des Bistros "Ed eat & drink" von Edeka Baur im Konstanzer E-Center, direkt neben der Weinabteilung auf der Fläche. In der Speisenauswahl bleibt der Händler auf der wechselnden Wochen- wie der fixen Speisekarte eher bodenständig mit Gerichten wie Semmelknödel, Schollenfilet oder Spaghetti Bolognese, die ein Küchenchef zubereitet. Zusätzlich gibt es verschiedene Frühstücksvarianten zwischen 3,50 und 7 Euro und eine Stunde Gratissurfen im Wlan-Netz.
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Jörg Eberl
Der selbstständige Kaufmann Rocco Capurso konzentriert sich in seinem frischebetonten Remstal-Markt Mack in Weinstadt auf bürgerliche Küche bis zur Preischmerzgrenze von 7,90 Euro. Sein kleiner Gastro-Bereich mit 28 Plätzen zwischen Obst und Gemüse-Abteilung und Fleischtheke läuft erfolgreich. Täglich verkauft er zwischen 130 und 150 Mahlzeiten an viele Stammkunden, der Umsatzanteil liegt bei 3 Prozent, bei überschaubaren Fixkosten.
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Thomas Schindel
Auch Regiebetriebe können vom zunehmenden Außer-Haus-Verzehr profitieren. Beispiel Wasgau: Der Pfälzer Lebensmittelhändler profiliert sich mit seinen Back-Cafés, wie hier hier im Flagship in Pirmasens. In jedem nach dem neuen Konzept umgebauten Standort bietet der Händler dort Frühstück, ein wechselndes bürgerliches Tagesgericht sowie Kaffee und Kuchen an, auch sonntags. Vor allem in ländlichen Gemeinden sind die Cafés schon zu festen Treffpunkten geworden. Zehn Prozent Umsatzanteil sind realistisch.
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Bert Bostelmann
Die Rewe-Regiemärkte experimentieren ebenfalls mit verschiedenen Konzepten auf der Fläche. Im neuen Rewe Center am Wiesbadener Hauptbahnhof etwa testen die Marktmanager eine eigens entwickelte Suppentheke direkt an der Salatbar. Sie bietet vier Varianten aus dem hauseigenen Fleischwerk Wilhelm Brandenburg für 79 Cent je 100 Gramm. Der Test soll bislang erfolgreich laufen.
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Bert Bostelmann
Warenhaus-Betreiber Globus indessen ist schon seit Jahrzehnten in Sachen Gastronomie erfahren. Laut Foodservice-Ranking der größten Systemgastronomen Deutschlands erzielt Globus mit seinen 47 Restaurants inzwischen etwa 80 Mio. Euro Umsatz. Im knapp 10.000 qm großen Rüsselsheimer Vorzeigestandort etwa schafft die 1000 qm große Restaurantfläche einen nahezu fließenden Übergang in den eigentlichen Markt, in dem sich direkt eine Convenience-Strecke und die Obst- und Gemüseabteilung anschließen.
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Edeka Hieber
Selbstständige Gastro-Pioniere verfeinern permament ihre Konzepte. Zum Beispiel Edeka Hieber. In dem aufwändig renovierten Flaggschiff in Lörrach bieten die erfolgreichen Kaufleute in einer Art Food Court mehrere Gastro-Stationen für jeden Geschmack an. Neben einer Eistheke gibt es zum Beispiel eine Saftbar, eine Salatbar und eine Veggie-Bar mit gesundheitsorientierten Snacks und Gerichten.
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Herwig Niggemann
Einen ähnlichen Erlebnisansatz verfolgt Edeka-Kollege Zurheide, nur noch eine Nummer größer. Aktuelles Paradebeispiel ist sein Mega-Markt im Düsseldorfer Crown-Center. Auf 10.000 qm und zwei Etagen betreiben die Zurheides neben dem LEH-Sortiment elf Gastro-Stationen. Eine davon ist das vegetarische SB-Restaurant in Eingangsnähe. Die Gastronomie soll künftig insgesamt ein Fünftel des Umsatzes beisteuern.
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Hans-Rudolf Schulz
Ein zentrales Vorbild vieler Gastro-engagierter deutscher Händler ist Eataly. Wie kaum ein anderer schafft es der italienische Konzeptvorreiter, Lebensmittelhandel und Erlebnisgastronomie mit hohem Qualitätsanspruch auf der Fläche zu vereinen. Bislang ist der Turiner Genussspezialist hierzulande nur mit einem Standort in München am Viktualienmarkt vertreten. Zwei weitere Filialen in Frankfurt und Berlin sind in Planung.