In Deutschland ist Picnic noch unbekannt - doch hat der E-Food-Händler sich nichts Geringeres als die Eroberung des deutschen E-Food-Markts vorgenommen. Angefangen von Neuss will sich der Händler Schritt für Schritt in Deutschland ausbreiten - wie in der Heimat Holland. Da touren die kleinen Lieferwagen des E-Food-Spezialisten bereits in 37 Städten.
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Manuela Ohs
Die Männer hinter dem Start-up, Gerard Scheij, Michiel Muller und Frederik Nieuwenhuys (v.l.), wollen einen Online-Supermarkt für alle bieten: Keine Lieferkosten und günstigste Preise ist das Konzept in den Niederlanden und in Deutschland. „Wir zielen auf den Massenmarkt, bei uns kann jeder günstig einkaufen“, sagt Scheij. Dafür gehen sie das E-Food-Geschäft anders an als Wettbewerber.
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Picnic
Die erste Besonderheit bei den Niederländern: Bestellt werden kann nur per App, es gibt keinen klassischen Online-Shop. Die mobile Anwendung ist dabei einfach gehalten und klar strukturiert. Bestellen Kunden bis 22 Uhr, können sie die Einkäufe am nächsten Tag erhalten. Denn die Ware ordert Picnic für den nächsten Tag beim Großhändler erst in der Nacht. In den Niederlanden arbeitet der Händler dafür etwa mit Superunie zusammen, in Deutschland kauft Picnic bei seinem Partner Edeka Rhein-Ruhr ein.
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Manuela Ohs
Die Ware wird von den Großhändlern in eines der Lager von Picnic geliefert. In den Niederlanden betreibt das Start-up derzeit drei Logistikzentren. Das größte hier in Diemen umfasst 10.000 qm und hat erst Ende vergangenen Jahres den Betrieb aufgenommen. Hier werden am Morgen die Bestellungen der Kunden zusammengepickt.
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Manuela Ohs
Der Online-Shop hat rund 10.000 Artikel aus allen Kühlbereichen – also von Obst und Gemüse über Fleisch, TK-Fisch bis hin zu Nudeln und Getränken sowie Drogerieartikel - im Angebot. Das ist weniger als ein übliches Supermarkt-Sortiment, trotzdem ist ein vollständiger Einkauf problemlos möglich: Picnic verzichtet einfach auf Sortimentstiefe. So gibt es Meersalz nur in zwei Varianten statt in zehn, erklären die Chefs.
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Manuela Ohs
In den Regalen wirkt die Anordnung der Produkte etwas chaotisch und hat doch System. Um Fehler bei der Kommissionierung zu vermeiden, versucht der Händler möglichst wenig ähnliche Produkte nebeneinander zu stellen. Die sogenannten Shopper picken die bestellte Ware zusammen. Dabei unterstützt sie ein digitaler Scanner, der dem Lagermitarbeiter anzeigt, in welchem Regal das benötigte Produkt liegt.
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Manuela Ohs
Ist dieses im Regal gefunden, wird es direkt in die Kiste des Kunden gepackt, die auch nach Hause geliefert wird. Mit dem Scanner wird gegengechekt, dass der bestellte Artikel auch in der richtigen Box landet.
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Manuela Ohs
Michiel Muller und Gerard Scheij erklären in Diemen, wie sie ihr Sortiment auf die Kunden angepasst haben. Neben Markenprodukten führt der Händler die Handelsmarken der Großhandelspartner, um alle Preisschienen abbilden zu können. Bei Fleisch setzt Picnic sogar auf eine eigene Eigenmarke.
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Manuela Ohs
Gekennzeichnet ist diese durch das Picknickdeckenmuster auf der Verpackung. Fleisch ist auf das Gramm genau gepackt: Schnitzel mit dem Gewicht von 275 g hier. Würde der Händler die Möglichkeit geben, einfach zwei Schnitzel zu bestellen, würde das Gewicht von Produkt zu Produkt abweichen. Dann könnte der Verkauf der Ware erst an der Haustüre stattfinden, wenn der Kunde wirklich weiß, wie viel Ware er kauft. So bezahlen die Kunden gleich beim Bestellen.
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Manuela Ohs
Frische Produkte wie Salat und Fleisch werden anders als Trockenware und Getränke in schwarzen Styroporkisten zum Kunden gebracht. Diese gewährleisten, dass die Ware frisch bleibt.
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Manuela Ohs
Tiefkühlkost wie Eis und Pommes, die im Lager in TK-Möbeln aus dem Supermarkt untergebracht sind, werden mit Trockeneis verpackt. So soll Gefrorenes später am Tag beim Kunden im einwandfreien Zustand ankommen.
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Manuela Ohs
Gesammelt werden die fertig gepackten Kisten in Lieferkäfigen, in die die Boxen eingehangen werden. Ein Quadrat aus drei mal drei Kisten passt genau in einen der von Picnic entwickelten Lieferwagen.
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Manuela Ohs
Diese werden nun von großen Lastwagen an eines der insgesamt 15 Hubs in den Niederlanden gebracht. Auch in Deutschland baut Picnic eine solche Struktur auf: Aus dem Zentrallager in Viersen sollen künftig verschiedene Hubs beliefert werden. Hierzulande gibt es bisher erst einen in Neuss.
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Birgitt Loderhose
So sieht der Hub in Neuss aus, von dem aus Picnic die ersten Haushalte in Deutschland beliefert. Seit vergangenem Oktober läuft der Test, allerdings unter dem Namen Sprinter. Insgesamt 400 Kunden bedient der Online-Supermarkt bereits in Kaarst, Neuss und Meerbusch.
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Birgitt Loderhose
Erst seit Montag dieser Woche sind die Fahrzeuge mit dem Namen Picnic gebrandet. Zehn der Mini-LKW sind bereits im Einsatz, zehn weitere stehen bereit. Die Wagen sind selbstentwickelt, sie sind schmaler, sodass sie in zweiter Reihe parken können, und mit elektrischem Antrieb. Sie dürfen maximal 50 km/h fahren. Entsprechend nah müssen die Hubs an den Liefergebieten sein.
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Birgitt Loderhose
Der Hub dient als reiner Umschlagplatz: Die im Lager kommissionierten Kisten werden mit Hilfe einer mobilen Rampe einfach in den Mini-Laster eingeladen. Die Software hat die Anordnung der Kisten schon zuvor berechnet. In den Lieferwagen passt je eine Charge mit roten und schwarzen Boxen.
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Birgitt Loderhose
Alles gepackt, geht es dann auf zum Kunden. Insgesamt 25 Fahrer – bei Picnic heißen sie Runner – hat der Händler in Deutschland angestellt. In den Niederlanden sind bereits 800 Runner im Einsatz. Der Online-Supermarkt setzt auf eine eigene Flotte, denn der persönliche Kontakt sei wichtig, um Vertrauen zu schaffen und ein gutes Kundenerlebnis zu bieten.
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Birgitt Loderhose
Der moderne Milchmann – so beschreiben die Picnic-Macher immerzu ihr Lieferkonzept. Statt flexiblen Lieferzeiten bietet der Händlern Kunden je eine Lieferzeit am Tag an. Das erhöht die Stoppdichte und die Drop-Kosten liegen Unternehmensangaben zufolge fast zwei Drittel unter Wettbewerbsniveau.
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Birgitt Loderhose
Vor Ort muss der Runner, hier ist es der 21-jährige Student Alex, einfach die Kisten für den Kunden seitlich aus dem Lieferwagen ziehen. Die schweren Kisten finden sich dabei in der untersten Reihe – auch das hat die Software schon berücksichtigt.
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Birgitt Loderhose
Bei Kunden will Picnic mit Pünktlichkeit punkten. Maximal 20 Minuten müssen Kunden zuhause sein, um die Ware entgegen zu nehmen. Bei Wettbewerbern wie Amazon Fresh liegen die Zeitfenster bei zwei Stunden. Ausgefahren werden Bestellungen erst ab 14 Uhr. Morgens seien die meisten Menschen ohnehin oft nicht zuhause, erklärt Scheij.
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Birgitt Loderhose
Übergeben wird die Ware allerdings nicht in Kisten, sondern die Produkte sind nochmals in Tüten abgepackt. Freundlichkeit ist den Fahrern ins Pflichtenheft geschrieben. Mit einem Lächeln sollen die Kunden die Türe schließen. Denn so kaufen die Kunden wieder ein. In den Niederlanden funktioniert das System: Im Durchschnitt ordern holländische Kunden bei Picnic vierzigmal im Jahr. In Deutschland müssen sich die Testkäufer allerdings noch an den Namen Picnic gewöhnen.
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Birgitt Loderhose
Um den deutschen Markt zu erobern, hat Picnic sich auch geballte deutsche Kompetenz an Bord geholt: Manuel Stellmann war schon bei Lidl und Rewe Digital beschäftigt, Arthur Oesterle kam im vergangenen Sommer vom Beratungsunternehmen OC&C und Frederic Knaudt (v.l.) hat den Kochboxenversender Kochzauber gegründet, der heute zu Lidl gehört.