Drogerien bleiben Familiensache
Das operative Drogerie-Geschäft in Deutschland untersteht wieder vollständig dem Einfluss der Gründerfamilien. Mit dem Eintritt von Christoph Werner, dem Sohn des dm-Gründers Götz Werner, in die erweiterte Geschäftsleitung des Unternehmens, ist der Boden dafür auch bei dm bereitet.
Christoph Werner (37)
Christoph Werner (37)

Christoph Werner, der bisher im Aufsichtsrat des zweitgrößten deutschen Drogeriekonzerns saß, wird zwar nicht sofort als Geschäftsführer einsteigen, wenn er am 1. Januar sein Büro in der Karlsruher Zentrale bezieht.
dm-Chef Erich Harsch macht jedoch kein Geheimnis daraus, dass der 37-jährige Manager, der sich seine Meriten bei den Großkonzernen GlaxoSmithKline und L’Oréal verdient hat, über kurz oder lang in der Geschäftsführung landen wird.
Als Werner senior vor zwei Jahren den Chefposten an Harsch übergab, schien es zunächst, als wolle sich die Unternehmerfamilie aus dem Alltagsgeschäft zurückziehen. Jetzt verstärkt sie ihren Einfluss wieder.
Generationswechsel
Kein Einzel-, sondern der Normalfall in der deutschen Drogeriebranche. Denn bei den größten drei Konkurrenten der Karlsruher greift der Nachwuchs der Gründer ebenfalls ins operative Geschäft ein.
Lars und Meike Schlecker
Lars und Meike Schlecker

Bei Marktführer Schlecker werden die beiden Kinder von Anton Schlecker (66) von ihren Eltern schon seit langem auf die Nachfolge vorbereitet. Auf der Schlecker-Homepage heißt es: "Die Unternehmensnachfolge ist geklärt: Meike und Lars Schlecker werden die Geschäfte weiterführen." Zwischenzeitlich schien es, als hätten sie andere Pläne.
Meike (37) verlagerte ihren Lebensmittelpunkt dem Vernehmen nach London, Lars (39) nach Berlin. In Ehingen seien sie allenfalls tageweise anzutreffen, berichten Insider.
Entsprechend überrascht nehmen Unternehmenskenner zur Kenntnis, dass Lars Schlecker nun häufiger für das Unternehmen in Erscheinung tritt. Der Junior verantwortet den Online-Bereich – und damit eine der wenigen Sparten des Konzerns, die sich aktuell auf Erfolgskurs befinden.
Als die LZ jüngst zur strategischen Rückbesinnung auf kleinere Verkaufsflächen anfragte, meldete sich nicht der Inhaber, sondern sein Sohn zu Wort. Über Schleckers strategische Ausrichtung, so das Signal, wird auch weiterhin die Gründerfamilie entscheiden.
Reinhard Müller (51)
Reinhard Müller (51)

Roßmann-Söhne im Geschäft
Bei Rossmann, der Nummer drei im Markt, besteht daran ebenfalls kein Zweifel. "Ich habe zwei blühende Söhne", pflegt Drogeriepionier Dirk Roßmann (64) zu sagen, wenn das Gespräch auf seine Nachfolge kommt. Ans Aufhören denkt er nicht. Aber: Beide Söhne sind bereits im Unternehmen tätig.
Der Jüngere, Raoul (25) arbeitet seit kurzem im Nonfood-Bereich. Sein Bruder Daniel (34) bestimmt in leitender Funktion die Auslandsexpansion mit.
Als Rossmann im vergangenen Jahr ankündigte, in die Türkei zu expandieren, repräsentierte Daniel Roßmann das Unternehmen. Die Söhne sollen behutsam eingearbeitet werden.
Daniel Roßmann (34)
Daniel Roßmann (34)

Eine Strategie, die auch Drogerie-Müller, der Branchenvierte, einst verfolgt hatte. Reinhard Müller (51), Sohn des 78-jährigen Firmengründers Erwin Müller, zeichnete lange Zeit für die Warenwirtschaft verantwortlich.
Ende 2003 überwarf er sich jedoch mit seinem Vater. Dieser begab sich außerhalb der Familie auf die Suche nach einem potenziellen Kronprinzen. Mehrere Kandidaten kamen nicht zurecht mit dem Patriarchen. Nach Recherchen dieser Zeitung mischt Reinhard Müller nun wieder aktiv mit und widmet sich Projekten im EDV-Bereich und der Warenwirtschaft.
Das Fundament dafür, dass die Unternehmerfamilien bei jedem der großen Vier des deutschen Drogeriewarenhandels auch in Zukunft operativ mitwirken, ist gelegt. (men)
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