Ausbildung Otto bietet Lehrern Nachhilfe an
Grundsätzlich befindet sich Otto in einer komfortablen Situation: Für seine knapp 100 Ausbildungsplätze bekommt er rund 5.000 Bewerbungen, berichtet Nicole Heinrich, Abteilungsleiterin Ausbildung und Personalmarketing. "Schwierigkeiten, genügend gute Kandidaten zu finden, haben wir lediglich bei Fachinformatikern und Informatikkaufleuten sowie bei den dualen Studenten im Bereich IT, Wirtschaftsinformatik und E-Commerce."
Viele Bewerber bringen nicht die gewünschte Eignung mit. "Fast immer sind bei den Schülern mangelnde Kenntnisse in Mathe und Informatik das Problem." Oft mangele es aber auch am Job-Wissen. Deshalb versucht Otto, seine Ausbildungsberufe "so greifbar und lebendig wie möglich" darzustellen. Auf Messen und Tagen der offenen Tür informiert der Händler nicht nur die Jugendlichen, sondern deren Eltern gleich mit.
Es mangelt an Verständis für Mathe und Informatik
Als Ausbilder sei das Unternehmen vom dualen System "absolut überzeugt", denn es verbinde Theorie und Praxis "ideal" miteinander. Allerdings passten die Ausbildungsrahmenpläne nicht mehr zu den neuen Berufsbildern, die sich in IT und E-Commerce entwickelt haben, beschreibt Heinrich eine zentrale Herausforderung.Zukünftig werde sich der Fachkräftemangel gerade im Online-Bereich weiter zuspitzen, ist sie sicher. "Deshalb sind mehr Flexibilität und Offenheit gegenüber den Ausbildungsbedürfnissen und Anforderungen der Wirtschaft nötig." So brauche beispielsweise ein E-Commerce-Kaufmann neben kaufmännischen Grundlagen auch Kenntnisse über Online-Vertriebskanäle.
Nachholfbedarf an Berufsschulen
Besonders an den Berufsschulen macht Heinrich Nachholbedarf aus. Die Personalexpertin spricht von einer "eklatanten Situation". Es fehle einerseits an Hardware. So seien für Prüfungen teilweise nicht genügend Rechner vorhanden. Zudem seien Berufsschullehrer in Fächern wie Informatik häufig nicht ausreichend ausgebildet. Insgesamt könnten sich die Berufsschulen stärker mit den Betrieben verzahnen, schlägt Heinrich vor. "Wir bringen unseren Beitrag, indem wir Referenten an die Schulen schicken, die Vorträge zu E-Commerce halten."Um den Nachwuchs für IT-Berufe zu begeistern, müsse man aber schon früher, in der Schule, ansetzen. Damit grundsätzlich mehr Informatik unterrichtet wird, sucht Otto den Kontakt zu allen Mathelehrern im Einzugsgebiet und bietet ihnen praktische Nachhilfe an. "Sie können in den Winterferien ein einwöchiges Praktikum bei uns machen, damit sie die Arbeit im Betrieb konkret erleben und wissen, was ihre Schüler können müssen." Bislang hätten "drei bis vier" diese Weiterbildungschance ergriffen.
One-Klick-Bewerbung über Xing
Um Jugendliche zu rekrutieren, nutzt Otto alle Kanäle, unter anderem Social Media. "Wer dort nicht vertreten ist, ist nicht relevant am Markt", so Heinrich. Dabei verschwimmen die Zielgruppengrenzen, beobachtet sie. "Auf Xing etwa tummeln sich nicht mehr nur Berufserfahrene, sondern auch Hochschüler und Schüler".Der größte Teil der Bewerbungen kommt über das Online-Formular auf der Website. Seit kurzem kann man auch eine "mobile One-Klick-Bewerbung" über Xing an Otto schicken und auf ein Anschreiben verzichten.
Convenience liege auch im Bereich HR im Trend, ist Heinrich überzeugt. "Ebenso wie unsere Kunden schätzen Bewerber möglichst einfache, barrierefreie Wege im Internet." Über One-Klick habe das Unternehmen bereits Kontakt zu "hochinteressanten E-Commerce-Profilen" bekommen, die sonst schwer zu rekrutieren seien.
(C. Düthmann)
Schlagworte zu diesem Artikel:
Sie haben Fragen oder Anmerkungen zu diesem Artikel?
Schicken Sie eine Email an die Redaktion.
Hier können Sie die Nutzungsrechte an diesem Artikel erwerben.