Wie steht es um die Zukunft der großen Markenartikel? Dieser Frage ging das LZ-Event für den Führungsnachwuchs Young Business Factory (YBF) bei Procter & Gamble auf den Grund. Der Gastgeber zeigte, wie er sich im Wettbewerb mit kleinen Marken aufstellt. Herausforderung und zugleich Chance ist der "Omnichannel-Kunde".
"Disruptiv können wir auch" – mit diesen Worten eröffnete Franz-Olaf Kallerhoff, Geschäftsführungsvorsitzender Procter & Gamble (P & G) DACH, die Young Business Factory (YBF) der LZ. Der Wettbewerb von Start-ups und kleinen Marken nimmt zu und damit auch die Geschwindigkeit am Markt. Der Hersteller von Pampers und Oral-B sieht sich hier gut aufgestellt, auch weil er hohe Summen in die eigene Innovationskraft steckt. Allein in Deutschland sind 900 Forscher beschäftigt. In Procters größtem R & D-Center durften die YBF-Teilnehmer einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Vor einer ähnlichen Herausforderung wie heute habe die Markenindustrie schon einmal gestanden, erklärte P & G-Vertriebschefin Astrid Teckentrup: als die Handelsmarken in den 90er Jahren ihren Siegeszug antraten. Drei Regeln führt die Managerin an, die für künftigen Erfolg relevant seien. "Derjenige, der schneller lernt, gewinnt", sagt Teckentrup. Wichtig sei es aber auch, starke Partner zu finden. Und: "Nur eine Option ist keine Option." Die Welt sei so schwer vorhersehbar geworden, dass man nie nur mit einer Möglichkeit planen dürfe.
Das gilt auch für das Marketing. Das Kundenverhalten hat sich verändert, erklärte Jürgen Kohnen, Verkaufsdirektor Category Management & Retail Innovation bei P & G. War der "analoge Anton" gut mit dem Fernsehen und stationär im Laden erreichbar, nutzt der "digitale Dieter" unterschiedliche Medien und Vertriebskanäle. Der Konsumgüterriese spielt hier auf der gesamten Klaviatur der Möglichkeiten – von breiten Fernsehkampagnen bis hin zu Influencer-Marketing. Auch vor Individualisierungen macht der Großkonzern nicht Halt: In den USA können sich Kunden bereits ihren eigenen Gillette-Rasierer per App selbst designen. "Wir brauchen kreative Ideen, um die Märkte von morgen zu gestalten", sagt Kohnen.
Auch die Kreativität der rund 100 Teilnehmer war gefragt. Indie-Brands, Alexa, Individualisierung, Mehrwert-Eigenmarken – in den Workshops diskutierten die Nachwuchsführungskräfte, wie Marken langfristig erfolgreich sein können. Wohl keine Überraschung: Kundenbedürfnisse zu erfüllen, scheint in vielen Diskussionen als Schlüssel zum Erfolg zu gelten.
Osiander-Chef Christian Riethmüller ist in jedem Fall davon überzeugt: In seinen Buchläden nimmt er Gutscheine von Wettbewerbern wie Amazon an und tauscht Bücher um, alles nur, um für Kunden bei Büchern zur ersten Wahl zu werden. "Totale Kulanz, brutaler Service" – unter diese einfache Formel hat der Chef sein Geschäft gestellt und sieht sich damit auch für die Zukunft auf Erfolgskurs.