Führungskräfteprogramm bei Nestlé : "Großen S...
Führungskräfteprogramm bei Nestlé

"Großen Schritt nach vorn gemacht"

Nestlé
Ralf Hengels: Nestlés Personalvorstand ist sehr zufrieden mit dem angestoßenen Kulturwandel
Ralf Hengels: Nestlés Personalvorstand ist sehr zufrieden mit dem angestoßenen Kulturwandel
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Führungskräfteprogramm bei Nestlé
"Großen Schritt nach vorn gemacht"
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Seit Ende 2020 spendiert Nestlé allen außertariflichen Führungskräften ein individuelles Coaching. Ziel ist es, die Zusammenarbeit vernetzter, experimentierfreudiger und damit attraktiver zu gestalten.

"Im Rückblick war die Pandemie wenigstens für zwei Dinge gut", sagt Ralf Hengels, Personalvorstand bei Nestlé Deutschland, "wir haben unser Führungskräfteprogramm viel schneller umgesetzt als geplant, weil wir uns für ein Remote-Modell entschieden haben. Und beim Start 2020 hat wirklich jeder gemerkt, dass sich die Arbeitswelt komplett verändert".

Wie viele andere Konzerne strebt auch Nestlé Deutschland seit 2019 intensiv danach, agiler zu werden, die Unternehmenskultur dahin zu verändern, dass hierarchiefreier, angstfreier und innovativer zusammengearbeitet wird. Mit dem Businessziel, schneller neue gesunde und nachhaltige Produkte auf den Markt zu bringen. Zur Umsetzung dieser Agenda wurden 2020 für die Führungskräfte PräsenzWorkshops mit externen Trainern gebucht. Doch dann kam die Pandemie, und Nestle switchte um auf Coaching-Anbieter The Next We, dessen USP schon vor den Kontaktverboten eine Remote-Betreuung war. Zweiter Pluspunkt war das fast beliebig skalierbare Angebot. "Wir haben ein großes Netzwerk an Coaches, die alle unseren Anforderungen an Praxiserfahrung und Coaching-Ausbildung entsprechen", erklärt Co-CEO Rosa Riera.

"Beim Kick-off haben wir den Teilnehmern gesagt, freut Euch auf ein individuelles Geschenk", erinnert sich Hengels. Heute können neun von zehn der Beglückten das Programm weiterempfehlen. Aktuell nehmen gerade 50 Manager teil, die entweder neu im Unternehmen sind oder 2021 schon der Zielgruppe außertariflich bezahlter Führungskräfte angehörten, aber verhindert waren.

Der Fahrplan von The Next We sieht so aus, dass die Manager vier Wochen an ihrem individuellen Mindset, ihrer möglicherweise hemmenden Haltung zu Themen wie "Kontrolle abgegeben ans Team" oder "Lösungen zulassen, die noch nicht perfekt sind", arbeiten. "Wir versuchen Führungskräfte, die einen erfolgreichen Weg hinter sich haben, dafür zu öffnen, dass ihre bewährte Herangehensweise möglicherweise für die nächsten fünf bis zehn Jahre nicht mehr reicht", sagt Riera. Danach wird acht Wochen geübt. "Wir nutzen beispielsweise kurze Hörspiele, Videos und Texte. Unsere Coaches sprechen in dieser Zeit regelmäßig mit den Coachees und darüber, wie diese Übungen gewirkt haben", so die Mindset-Expertin. Als Beispiel fällt ihr typisches Chef-Verhalten nach dem Motto ein: "Gut wird es nur, wenn ich es mache". Übung dazu: Bei einer Präsentation vorm Vorstand nicht selbst präsentieren, sondern die Person im Team dazu befähigen, die Expertin dafür ist. "Danach reflektieren wir mit der Führungskraft, wie es sich für sie angefühlt hat, Verantwortung abzugeben, aber auch die Möglichkeit, zu glänzen."


Rosa Riera, The Next We: Hat das Programm für Nestlé ausgerollt.
The Next We
Rosa Riera, The Next We: Hat das Programm für Nestlé ausgerollt.


Zweites Beispiel: Zu einer neuen Idee wird ein Papier ins Netz gestellt, an dem alle arbeiten können. So wird transparent, was die anderen Teammitglieder denken, was sie beisteuern können, und schneller wird der Prozess meistens auch.

Dass immer eine große Gruppe von Managern gleichzeitig gecoacht wird, entfacht für Ralf Hengels eine sehr gute Eigendynamik: "Die Mitarbeiter sprechen darüber, tauschen sich aus und merken, dass überall etwas in Bewegung ist." Leitsätze wie "mehr Vertrauen, weniger Kontrolle" würden mittlerweile regelrecht eingefordert.

Da zu jeder Abgabe von Führungsverantwortung auch Team-Mitglieder gehören, die Lust haben, ihren Teil zu übernehmen, werden die Mitarbeiter ebenfalls fit gemacht für den Kulturwandel. "Fast 1 000 Menschen haben wir mit unseren Team-Workshops schon erreicht", sagt Hengels. Aus diesen Runden komme auch eine sehr ehrliche Rückmeldung, was in der Transformation bei Nestlé schon gut funktioniert und was nicht. "Die Erwartungen gerade der jungen Generation sind hoch", weiß der Personalchef. "Ein großer Schritt ist gemacht, aber wir müssen dranbleiben, denn die Welt wird sich weiterhin schnell drehen." Für Rosa Riera ist das Coaching-Ziel, "vom Fixed in ein Growth Mindset kommen. Wir wissen nicht genau, welche Veränderungen vor uns liegen, aber haben die richtigen Instrumente."






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