Gerade für internationale Unternehmen lohne es sich, globale Standards zu erarbeiten, um nationale Entgeltgleichheitsgesetze zu erfüllen. So veröffentlicht Mars Wrigley in UK seit 2017 einen Gender-Pay-Gap-Report. Für Deutschland sei bislang nichts geplant. "Wir führen Ad-hoc-Analysen in verschiedenen Ländern durch, und das Ergebnis ist immer dasselbe – dass unsere Verfahren die Gleichstellung fördern", so Personalchef Przemek Misiewicz.
Für mehr Druck sorgt die EU-Reform der Nachhaltigkeitsberichterstattung. "Durch die European Sustainability Reporting Standards werden fast alle Unternehmen auskunftspflichtig zum Thema Gender-Pay-Gap", erklärt Jennifer Schulz, Expertin für Fair-Pay-Analysen bei der Unternehmensberatung Hkp Group. Bereits für das Jahr 2025 müssen etwa Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten, mehr als 40 Mio. Euro Nettoumsatzerlös oder einer Bilanzsumme von über 20 Mio. Euro ihr unbereinigtes Gender-Pay-Gap im Nachhaltigkeitsbericht ausweisen.
Das bedeute viel Aufwand. "Für Unternehmen ist es eine große Herausforderung, da oft notwendige Informationen nicht zentral vorliegen, um das unbereinigte Gender-Pay-Gap über Landesgrenzen hinweg zu ermitteln." Das gilt erst Recht für das bereinigte Gender-Pay-Gap, bei dem weitere Faktoren wie Berufserfahrung, Bildungsabschluss oder die Wertigkeit der Stelle die unterschiedliche Bezahlung erklären dürften. Unternehmen, die bereits ein Stellenbewertungssystem eingeführt haben, könnten dies hier gut nutzen.
Besteht auch nach dem Herausrechnen dieser Faktoren eine Lohnlücke, beginnt die Feinarbeit, um die Gründe dafür zu verstehen und zu verändern: Sind Frauen z.B. mit niedrigeren Gehältern gestartet oder haben sie durch Auszeiten Gehaltsrunden verpasst? Wie ist ihr Anteil in Führungspositionen?
Kultur spiele immer eine Rolle bei der Bezahlung, weiß Henrike von Platen. Deshalb ist für sie ungleiche Bezahlung nicht per se unfair. "Fair ist die Bezahlung, wenn sie transparent ist und jeder die Regeln versteht." Schulz von Hkp geht noch weiter: "Wer sein Gender-Pay-Gap transparent erklären kann und aufzeigt, wie es reduziert werden soll, bekommt auch weniger Druck durch Mitarbeitende und Investoren."