Jobs für Flüchtlinge : "Die Stellenvermittlun...
Jobs für Flüchtlinge

"Die Stellenvermittlung läuft gerade erst an"

Markus Braumann
Sarah Strobel: Projektleiterin beim Netzwerk, dass das BMWK unterstützt.
Sarah Strobel: Projektleiterin beim Netzwerk, dass das BMWK unterstützt.
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Jobs für Flüchtlinge
"Die Stellenvermittlung läuft gerade erst an"
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Das Netzwerk "Unternehmen integrieren Flüchtlinge" ist eine gute Anlaufstelle für Arbeitgeber, die geflüchteten Ukrainern ein Jobangebot machen wollen. 2016 wurde es von der DIHK initiiert, um Erfahrungen zur Beschäftigung und Ausbildung Geflüchteter zu teilen. Es wächst gerade auf fast 3 000 Mitglieder.

Frau Strobel, bekommen Sie zur Zeit viele Anrufe, in denen es speziell um die Beschäftigung der geflüchteten Ukrainer geht?

Ja, das Interesse ist groß. Viele Unternehmen möchten auch aus sozialem Engagement Arbeitsplätze anbieten und stellen uns im Vorfeld Fragen zur Arbeitserlaubnis, zu Sprachkursen und nicht zuletzt, wo und wie sie überhaupt Menschen aus der Ukraine gezielt ansprechen können. Wir beraten, nennen Anlaufstellen und vernetzen unsere Mitglieder für den Erfahrungsaustausch untereinander.

Wie viele der hier angekommenen Menschen aus der Ukraine sind schon so weit, dass sie Arbeit suchen?

Die Stellenvermittlung läuft gerade erst an. Dazu muss man wissen, dass die Geflüchteten aus der Ukraine für eine Arbeitserlaubnis zuallererst bei der Ausländerbehörde den Titel des "vorübergehenden Schutzes" beantragen müssen. In Berlin etwa ist das online möglich, aber erst seit dem 18. März. Auch in anderen Bundesländern kosten Beantragung und Vergabe etwas Zeit. Die ersten Einstellungen bei Netzwerk-Betrieben haben bereits stattgefunden, aber für die meisten Schutzsuchenden stehen aktuell Ankommen, Wohnungssuche und Kinderbetreuung im Vordergrund.

Ihre letzte Mitgliederbefragung zeigt: Wer Geflüchtete beschäftigt, tut meist mehr als ein normaler Arbeitgeber. Er organisiert Sprachkurse, Nachhilfe, stellt Wohnraum bereit etc. Müssen sich Unternehmen jetzt darauf einstellen?

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Integration besonders gut gelingt, wenn die Unternehmen einen Schritt mehr gehen. Für die frisch Angekommenen ist zum Beispiel Hilfe bei der Wohnungssuche, Kontoeröffnung oder Arztsuche unglaublich wertvoll. Die Bereitschaft dafür ist da. Die Betriebe sind unglaublich engagiert.

Wir haben 2015/16 schon einmal einen großen Zustrom an Geflüchteten erlebt. Welche Lektionen haben wir dabei gelernt?

Dass Sprache die größte Herausforderung und zugleich Schlüssel zum Erfolg ist. Das BAMF hat im Zuge dessen die Sprachkurse stärker auf Berufe und Fachbegriffe ausgerichtet, Unternehmen haben im Zuge der Digitalisierung Onlinekurse entdeckt. Bei der Integration im Betrieb sind Patenschaften und Mentoring unheimlich hilfreich. Und ganz wichtig ist, dass die ganze Stammbelegschaft mitgenommen wird in dem Bemühen um neue Kollegen aus Krisenländern.

Und was unterscheidet den Zustrom 2015/16 von der aktuellen Situation?

Es kommen vor allem Frauen und Kinder an. Die Kinderbetreuung wird daher eine große Rolle bei der Arbeitsmarktintegration spielen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Zugang zum Arbeitsmarkt sind weniger kompliziert. Eine große Frage ist 2022 jedoch, wie lange die Schutzsuchenden tatsächlich in Deutschland bleiben werden. So spielt das Thema Ausbildung bei uns aktuell noch keine große Rolle. Der Großteil der Ukrainerinnen hofft, dass der Weg zurück bald möglich ist.






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