Niedrige Einstiegshürde: Mobile Bildung für F...
Niedrige Einstiegshürde

Mobile Bildung für Frontline-Worker

Natalia Maksymenko/Shutterstock
Fluktuation: In der Food-Produktion sind Information und Integration ständige Herausforderung. Handy-Trainings helfen.
Fluktuation: In der Food-Produktion sind Information und Integration ständige Herausforderung. Handy-Trainings helfen.
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Niedrige Einstiegshürde
Mobile Bildung für Frontline-Worker
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Das Startup Doinstruct bringt Schulungen aufs Handy. Die intuitive Anwendung ermöglicht schnelle Video-Trainings schon vor dem ersten Arbeitstag, auch vor Abreise aus dem Heimatland in der Muttersprache der Arbeiter. Die Gründer kennen die Personal- und Integrationsprobleme der Branche.

Unter den oft ungelernten Frontline-Workern der Lebensmittelwirtschaft ist die Fluktuation extrem hoch. Sie arbeiten in großer Zahl in der Produktion von Fleisch und anderen Produkten, in der Logistik oder sorgen als Saisonkräfte für die Ernte auf den Feldern. Häufig werden sie von Dienstleistern gleich busweise aus Osteuropa nach Deutschland vermittelt. Eine Vorbereitung im Heimatland findet kaum statt. Eine Vorstellung, was sie erwartet, haben die wenigsten. Deshalb bleiben nur manche dauerhaft in einem Unternehmen.

Für Arbeitgeber zieht der ständige Personalwechsel einen großen Aufwand nach sich: eine nicht endende Schleife aus Recruiting, Onboarding, Training, Kündigung und erneuter Personalsuche führt in großen Betrieben dazu, dass nahezu täglich neue Leute ankommen. Der Schulungsaufwand ist enorm. Schließlich muss jeder Mitarbeiter in der Lebensmittellieferkette im Minimum mit den Basics vertraut sein: Hygienestandards, Infektionsschutzgesetz, Arbeitsschutz, Covid-Regeln. Hinzu kommen diverse unternehmens- und aufgabenabhängige Unterweisungen. Oftmals erschweren Sprachbarrieren die Situation, was die Anwendung der Lernergebnisse und somit die Sicherheit und Produktivität im Arbeitsalltag einschränkt.
Doinstruct

Doinstruct will helfen, den Workflow zu vereinfachen, zu verbessern sowie die Fluktuationsrate zu senken. Statt auf Präsenz-Schulungen oder klassisches E-Learning setzen die Gründer Charlotte Rothert, Daniel Marinkovic und Thorsten Groß auf didaktisch aufbereitete, kurzweilige Video-Schulungen. Die Wissensabfrage erfolgt in Form bildgestützter Quiz-Aufgaben, die auch für Personen mit unterdurchschnittlichen Lesefähigkeiten verständlich sind.

Außergewöhnlich ist der geringe Aufwand sowohl für Arbeitgeber als auch für die neuen Mitarbeiter: Niemand muss ein IT-Projekt starten oder eine Software installieren. Die Beschäftigten brauchen keinen PC-Zugang, keine Email-Adresse und müssen noch nicht einmal eine App installieren. Die Anwendung ist intuitiv.

Entscheidet sich ein Unternehmen, die mobilen Trainings einzusetzen, hat es die Wahl, auf Standard-Videos aus der Doinstruct-Bibliothek zu setzen oder diese individueller gestalten zu lassen. Damit neue Mitarbeiter die Job-vorbereitenden Informationen erhalten, ist lediglich deren Name, die Handynummer sowie ihr Einverständnis notwendig. Dann bekommen sie von Doinstruct eine SMS mit einem Link, der mit einem einzigen Klick direkt zu einem ersten Willkommensvideo oder zu einer Schulung führt.

Aus eigener Erfahrung sind die Gründer mit den Anforderungen der Lebensmittelwirtschaft vertraut: Charlotte Rothert ist gelernte Landwirtin, hat einige Semester studiert und als Betriebsberaterin für Arbeitsorganisation zahlreiche Schulungen abgehalten. Thorsten Groß bringt langjährige Erfahrung als Geschäftsführer bei Tönnies und Führungskraft in den Fleischwerken von Kaufland und Edeka Südwest mit. Der Dritte im Bunde, Daniel Marinkovic, weiß als IT-Spezialist, wie die praktischen Anforderungen digital umgesetzt werden. Die Herangehensweise des Trios orientiert sich stark an den Bedürfnissen der Zielgruppe. Sie wollen die dauerhafte Integration erleichtern. Deshalb bietet die Doinstruct-Plattform nicht nur Fach-Trainings, sondern auch einen Wohnraumführerschein, der unter anderem erläutert, wie hierzulande die Mülltrennung funktioniert. Videos, die eine deutsche Lohnabrechnung und die Sozialsysteme erklären, sind geplant. Alle Trainings gibt es bereits auf Deutsch, Englisch, Russisch, Polnisch, Rumänisch und Ungarisch. Weitere Sprachen können dem Bedarf angepasst werden.

Niedrig soll die Einstiegshürde auch für Unternehmen sein: Abgerechnet wird anhand der Zahl erfolgreich geschulter Mitarbeiter. So will das Startup die Trainings auch für kleinere Betriebe erschwinglich machen.



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