Rekrutierung: Logistikheldinnen sind gesucht
Rekrutierung

Logistikheldinnen sind gesucht

Heinz Feußner
Tag der Logistik: Jugendliche für die Branche zu begeistern, ist Sinn und Zweck des Aktionstages.
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Es mangelt an Personal in der Logistik. Die Branche geht mit einer Imagekampagne gegen Vorurteile an. Am Tag der Logistik bietet sie Einblicke in die vielfältigen Tätigkeiten. Vor allem Frauen sind von den Karrierechancen im drittgrößten Wirtschaftsbereich des Landes überzeugt, zeigt eine Umfrage von Amazon.

Amazon bot am Tag der Logistik virtuelle Besuchertouren in Echtzeit durch drei seiner Logistikzentren an. Dachser veranstaltete ein virtuelles Event am Frankfurter Flughafen. Ikea ließ ebenfalls einen virtuellen Blick hinter die Kulissen zu mit anschließendem Austausch über Karrieremöglichkeiten. Mit mehr als 100 Veranstaltungen deutschlandweit machten Unternehmen am 21. April auf sich aufmerksam. Adressaten sind vor allem Schüler und Studenten, also potenzielle künftige Mitarbeiter.

Dass es Aufklärungsbedarf gibt, zeigt eine Amazon Studie: "Gerade junge Menschen wissen zu wenig darüber, welche anspruchsvollen Ausbildungs-, Studien- und Karrieremöglichkeiten die Logistik bietet", sagt Prof. Christian Kille, von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Er und sein Team befragten im Auftrag des Online-Händlers 1001 Menschen zum Wirtschafts- und Arbeitsmarkt Logistik. Als "herausfordernd" für die Branche zeige sich die Einschätzung der Schüler und Studierenden über die aus ihrer Sicht geringen Karrieremöglichkeiten, so ein wichtiges Fazit. Doch die Überraschung kommt von den befragten Frauen, die insgesamt ein positiveres Bild zeichnen. Mehr Frauen als Männer sind überzeugt, dass die Logistik nicht nur den gering Qualifizierten Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten bietet, sondern auch den Fachkräften und Hochschulabsolventen.

Um sich attraktiv zu machen im Wettbewerb um Talente, arbeitet die Branche deshalb gezielt am Image. So sind die "Wirtschaftsmacher" seit 2019 aktiv, eine Initiative der sich mehr als 100 Unternehmen und Verbände angeschlossen haben, darunter die Bundesvereinigung Logistik (BVL). Edeka und Tchibo sind dabei, seit neuestem auch Rewe und Penny. Ohne IT-Experten, Komissionierer, Staplerfahrer, Transportmanager, Lkw-Fahrer und Zusteller werden keine Güter bewegt, so die Botschaft der Initiative. Die Wirtschaftsmacher trommeln für mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung für die Menschen, die die physischen Güter bewegen beziehungsweise die Daten im Blick haben, die parallel zum Güterstrom durch Planungssysteme fließen.


Diese wichtige Versorgungsfunktion wird laut Amazon-Umfrage von zwei Drittel der Befragten auch gesehen. Doch auch hier bewerten die unter 30-Jährigen die Rolle der Branche schlechter als die über 50-Jährigen. Die Arbeitsbedingungen in der Logistik werten rund zwei Drittel als vergleichbar oder besser als in anderen Wirtschaftszweigen. Doch auch hier geben die Jüngeren eine schlechtere Wertung ab. Die Vorbehalte: Es handelt sich vorwiegend um körperlich anstrengende sowie monotone Tätigkeiten, die Bezahlung sei unterdurchschnittlich und die Arbeitszeiten sind wenig flexibel. Frauen stimmen seltener der Einschätzung zu, Jobs in der Logistik seien für sie ungeeignet.

Die konzertierte Imagepflege hat ihre Berechtigung, um die Berufe, Arbeitsplätze und Bildungsmöglichkeiten in der Logistik bekannt zu machen. "Unternehmen bewerben sich mittlerweile bei den Kandidaten und nicht umgekehrt", sagt Uwe Berndt, einer der Ansprechpartner bei den Wirtschaftsmachern. Nach den "Logistikhelden", einer Kampagne bei der reale Personen mit typischen Tätigkeiten portraitiert wurden, starten die Wirtschaftsmacher im April mit einer Social-Media-Kampagne die nächste Offensive. Es geht darum, mit Vorurteilen aufzuräumen: Nein, die Logistik ist nicht langweilig, sie bietet 200 Ausbildungsberufe und 110 Studiengänge. Außerdem ist die Branche innovativ und technisch auf dem höchsten Stand, so die Argumente. Deshalb sind auch Automatisierungsfachleute, Roboterexperten und IT-Fachkräfte gefragt. 
„Logistik ist ein wichtiges Thema, entsprechend möchten wir uns als Arbeitgeber am Tag der Logistik bei potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern positionieren“
Claudia Seibert, Ikea


"Es wird eine Verlagerung der Arbeitskräfte hin zu Tätigkeiten geben, die die Lieferkette am Laufen halten, wie Wartungs- und Optimierungsteams", heißt es in einer Studie von DHL zur Zukunft der Arbeit in der Logistik. Den Mitarbeitern, die nach wie vor Kisten bewegen und Pakete zustellen, erleichtern smarte Geräte die Arbeit bis hin zu Robotern, die mit Menschen interagieren (Cobots). Neben dieser Unterstützung der menschlichen Arbeitskraft gibt es den klaren Trend der weiteren Automatisierung. Im Jahr 2025, so die DHL-Studie, werden 52 Prozent aller Aufgaben am Logistik-Arbeitsplatz von Maschinen erledigt. Aktuell liegt dieser Wert bei knapp 30 Prozent. Doch trotz aller digitalen Transformation, gelte nach wie vor: "Wir sind ein People Business", so Jana Koch von DHL Consulting.

Die Anforderungen an Fahrer an der Schnittstelle zur IT steigen ebenfalls. Der Berufskraftfahrer werde nicht überflüssig, auch wenn diese Arbeit durch Apps und weitere Technik unterstützt werde. "Es wird in den nächsten Jahren automatisiertes Fahren geben aber kein autonomes", sagt Martin Nether, CEO der Spedition Wormser, die auch in der Lebensmittellogistik aktiv ist.






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