Rückkehr nach der Babypause : Jobs mit Verein...
Rückkehr nach der Babypause

Jobs mit Vereinbarkeits-Versprechen

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Rückkehr in den alten Beruf: Für Frauen mit Kindern ein Kraftakt. Oft fehlt Unternehmen das Verständnis für die neue Rolle.
Rückkehr in den alten Beruf: Für Frauen mit Kindern ein Kraftakt. Oft fehlt Unternehmen das Verständnis für die neue Rolle.
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Viele Mütter tun sich schwer, nach dem Kinderkriegen eine Stelle zu finden, die zugleich fordert und Freiraume lässt. Dabei wollen Unternehmen für Frauen attraktiver werden. Sandra Westermann sieht eine Marktlücke für ihre Jobbörse "Superheldin".

Gründerin im Recruitinggeschäft wurde die ehemalige TV-Producerin Sandra Westermann 2019 aus der eigenen Not heraus: Nach der Geburt ihrer Tochter wurde die Jobsuche verflixt schwer. Es gab kaum interessante Stellen, die der jungen Mutter gleichzeitig etwas Flexibilität in der neuen Situation ließen. "Das erschwert sehr vielen Frauen die Rückkehr in den Beruf", merkte sie, bevor sie sich zur Gründung der Stellenbörse Superheldin entschloss.

"Wir haben sie! Die Jobs bei denen sich Familie und Beruf miteinander vereinbaren lassen", liest man dort. Plattformen für Frauen sind nichts ganz Neues. Was dieses Startup begünstigt, ist das Timing: Die Offenheit für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Unternehmen wächst. Denn angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels gilt die stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen als einer der Hebel, um Reserven auf dem Arbeitsmarkt zu heben. Hinzu kommt, dass auf Führungsebene zunehmend Frauenquoten erfüllt werden müssen.

Solange Fachkräfte fehlen und Mütter zurück in den Beruf wollen, aber nichts Adäquates finden, wird die Jobplattform Superheldin wachsen, ist Gründerin Sandra Westermann überzeugt.
Martin Kroll
Solange Fachkräfte fehlen und Mütter zurück in den Beruf wollen, aber nichts Adäquates finden, wird die Jobplattform Superheldin wachsen, ist Gründerin Sandra Westermann überzeugt.


Ganz wichtig ist es Westermann daher zu betonen, "dass wir keine Teilzeit-Jobbörse sind." Es gehe genauso um Vollzeitstellen. "69 Prozent unserer Bewerberinnen gehören zur passiven Bewerbergruppe. Das heißt, sie arbeiten meistens schon, suchen aber den Job, der besser zu ihrer Situation passt, der sie glücklich macht." Das könne auch der Job sein, der es nach der Elternzeit überhaupt ermöglicht, die Arbeitszeit wieder aufzustocken.

Unternehmen, die gern erfolgreicher werden wollen in der Ansprache von Frauen, bietet die Gründerin Beratung an. Manchmal gelte es, die Formulierung von Stellenbeschreibungen anzupassen, manchmal die Benefits: "Ferienbetreuung punktet bei Müttern mehr als Wochenend-Events." Sie betont, "dass wir uns vor jedem Inserat die Zeit nehmen, mit Personalern und Mitarbeitern über die Unternehmenskultur zu sprechen." Meetings am Morgen, Kulanz für Mütter mit kranken Kindern und natürlich Homeoffice zählt sie zu den vielen Kriterien, an denen man eine familienfreundliche Unternehmenskultur erkennt. Corona habe der Vereinbarkeit in Deutschland einen Schub gegeben und damit auch ihrem Geschäft, sagt die 41-Jährige. Ihr Stammteam ist auf vier Personen angewachsen, hinzu kommt ein Netzwerk. "Das Homeoffice als flexible Lösung für Arbeitszeit und -ort findet jetzt endlich breite Akzeptanz." Positiver Effekt: "Aus der Kaltakquisephase sind wir heraus. Jetzt kommen Unternehmen auf uns zu, weil sie plötzlich alle mehr Flexibilität anbieten können."

500 Unternehmen haben in den letzten drei Jahren auf Superheldin inseriert. Coca-Cola bot ein duales Studium in Teilzeit an. Kindersnack-Anbieter Erdbär nutzt Superheldin seit 2020 für alle vakanten Stellen. "Die Erfolgsquote ist gut." Viele Bewerberinnen seien Elternzeitlerinnen, die sich mit der Mission gesunder Ernährung identifizieren, sagt Recruiterin Nicole Kopa.

Globus gehört zu den Neukunden. "Wir werden ausprobieren, welche Stellenangebote von den Superheldinnen angenommen werden", sagt Sascha de Rosa, der bei Globus den Bereich Mitarbeiter leitet. Er erhoffe sich, insbesondere Frauen für Aufgaben mit Führungsverantwortung gewinnen zu können. Grundsätzlich sind die angebotenen Jobs breit gefächert: akademisch wie fachlich, Teilzeit-CFO bis Briefzustellerin, quer durch alle Branchen. Kunden können zwischen drei Paketen wählen, die sich in puncto Laufzeit und Umfang unterscheiden. "Nach meiner Erfahrung laufen die Anzeigen umso besser, je mehr Futter wir inhaltlich liefern", sagt Westermann. Interviews mit Personalverantwortlichen oder Working Mums auf den Online-Seiten nennt sie als Beispiel. "Die Botschaft muss authentisch rüberkommen."

Im Unterschied zu großen Stellenbörsen vermarktet sich Superheldin vor allem über soziale Medien, allen voran Instagram. 25 000 Follower sind die Währung bei dem Nischenanbieter, nicht Clicks. "Wir haben eine sehr lebhafte Community", erklärt die Gründerin. Sie biete mehr als nackte Reichweite. "Individuelles Online-Marketing für jeden Kunden und vor allen Dingen Sichtbarkeit als familienfreundlicher Arbeitgeber."

So lange es den Fachkräftemangel gibt und Mütter, die zurück in den Arbeitsmarkt wollen, aber nichts Adäquates finden, wird Superheldin weiter wachsen, ist sie überzeugt. Eine Million Fachkräfte finden in Deutschland keine Arbeit, zitiert sie eine Studie. Noch gehörten viele davon der Gruppe der acht Millionen Mütter mit Kindern unter 18 Jahren an.






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