Schlechte Nachrichten verfolgen uns dank Smartphones überallhin, bei Tag und Nacht. Im Moment ist der Ukraine-Krieg das Thema Nummer eins, davor war es Corona. Wohin mit all den Sorgen im Tagesgeschäft? Wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter stärken?
"Wir geraten von einer Katastrophe in die nächste Schlimmere", so beschreibt das Kölner Marktforschungs-Insitut Rheingold das Gefühl vieler Menschen nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Gerade noch war die Pandemie das beherrschende Thema, nun sorge der Krieg für das Gefühl, in einer Krisen-Dauerschleife zu stecken. "Die Menschen haben das schwindelige Gefühl, dass ihnen der Boden unter den Füssen entzogen wird", fasst das Institut das Ergebnis einer tiefenpsychologischen Untersuchung zusammen, die seit Anfang der Pandemie die Verfassung der Menschen untersucht.
Viele Bürger würden sich derzeitig ohnmächtig fühlen und wie paralysiert in den Kriegs-Abgrund blicken. Ihre Untergangsängste ständen dabei im Gegensatz zu dem wie gewohnt funktionierenden Alltag und würden ihnen das Gefühl verleihen, "Teil einer schlechten Serie" zu sein. Mit unterschiedlichen Strategien werde versucht, der Ohnmacht zu begegnen. Dazu gehören Solidaritätsbekundungen, Spendenaufrufe und Hilfseinsätze, ständiges Updaten der Nachrichtenströme, aber auch Ablenkungsmanöver und Entspannungstechniken.
„Du fragst mich, wie es mir geht? Gut, aber ich kann nicht mehr“
Coach Ulrike Woll zur Gefühlslage vieler Menschen
"Der Krieg fällt auf die Zermürbtheit durch die Corona-Krise", konstatiert die Rheingold-Psychologin Birgit Langebartels. Die Pandemie verlangte eine dauernde Übervorsicht. Die meisten Bürger seien daher häuslicher geworden und hätten sich in ihr privates Schneckenhaus zurückgezogen. Infolgedessen beobachten 30,5 Prozent der Befragten an sich eine gewisse Antriebslosigkeit. 29 Prozent haben an Dingen die Lust verloren, die ihnen früher Freude bereitet haben. Und 23,4 Prozent fürchten gar bequem geworden zu sein und das alte Aktivitätslevel nicht mehr zu erreichen. "Spontanität wird durch ständige Selbstkontrolle ersetzt, Schuldgefühle sind zum Alltagsbegleiter geworden – die Deutschen leiden an Melancovid", erklärt der Leiter des Rheingold Instituts, Stefan Grünewald.