Wir wollen abteilungsübergeifend arbeiten und Fachexpertisen teilen. Ein solches Auditorium bietet sich dafür an, zusammenzukommen – auch wenn man an einem Projekt gar nicht direkt beteiligt ist – um zu hören, was die Kollegen vorhaben, was sie für Themen haben. Wir wollen das Auditorium nutzen als Collaboration Room, als Lernort. Das ist aber nur ein Ort für den Austausch als Basis für ein besseres Miteinander.
Wenn man das alte Verwaltungsgebäude vergleicht mit dem neuen Campus, ist es, als wäre aus dem Frosch ein wunderschöner Prinz geworden. Könnte das Neidgefühle wecken bei allen, die dezentral arbeiten? Die Umgestaltung geht weiter: Auch in den Regionalgesellschaften und Länderholdings versuchen wir, so weit das räumlich geht, eine vergleichbare Arbeitsatmosphäre zu schaffen. In Belgien haben wir eine neue, moderne Niederlassung gebaut, ebenso haben sich die Arbeitswelten der Holdings in den Niederlanden und in Frankreich an diesem Konzept orientiert.
Und was werden die Mitarbeiter in den Filialen denken? Ich glaube, dass der neue Campus auch bei den Mitarbeitern im Verkauf Stolz auslöst. Das ist in jedem Fall das Feedback, das uns über unsere internen Kommunikationskanäle erreicht. Aber für eine konkrete Aussage ist es zu früh. Die meisten haben den Campus noch nicht besichtigen können.
Rechnen Sie mit einer Vollauslastung des neuen Gebäudes? Welche Mobile Work Policy hat Aldi Nord? Wir wollen das Beste aus beiden Welten. Wir glauben daran, dass viele Tätigkeiten nur zusammen und im physischen Miteinander gut funktionieren. Wir wissen aber auch, dass mobiles Arbeiten, das Arbeiten von zu Hause Vorteile hat wie kurze Anfahrtswege und Ruhe für konzentrierte Arbeit. Die Kombination macht es. Deshalb werden wir uns ungefähr drei Tage die Woche im Büro treffen. Wir haben da eine monatliche Betrachtung, aber den überwiegenden Teil, 60 Prozent, wollen wir hier zusammenkommen.
Coworking: Freiflächen für den Austausch
Die Verwaltung ist in den letzten fünf Jahren von 350 auf 1 800 Experten gewachsen, die zum Teil von sehr namhaften Organisationen kommen. Porsche fiel als Name, aber auch das MIT. Diese Kollegen hatten einen Lebensmitteldiscounter als nächsten Karriereschritt doch sicher gar nicht auf dem Schirm? Aldi Nord bietet einem etwas, das man nur einmal im Leben angeboten bekommt: Es gibt nur wenige Unternehmen, die eine so beeindruckende Geschichte haben, ihre eigene DNA und auf der anderen Seite eine der größten Transformationen im Retail durchziehen. Wenn man etwas bewegen und verändern will, ist Aldi Nord der ,place to be‘. Man muss aber auch etwas verändern wollen. Status Quo verwalten, das ist es bei uns nicht. Wir suchen Macher und Anpacker im allerbesten Sinne.
Können Sie erklären, warum in so kurzer Zeit so massiv Personal in der Verwaltung aufgebaut wurde? Dass wir vor einigen Jahren einen umfangreichen Wachstumskurs eingeschlagen haben, ist mittlerweile bekannt. Wir wollen schneller, moderner und digitaler werden. Kurzum, wir wollen das Discount Modell in eine neue Generation führen. Dafür brauchen wir Personal in allen Fachbereichen – vom Einkauf bis in die IT.
Vor drei Jahren hat Aldi Nord mit der Transformation begonnen und dabei viele Steine umgedreht. Welche Steine waren es im HR-Bereich? So ziemlich jeder. Wir haben Mitarbeiterdialoge, strukturierte Feedbackgespräche eingeführt und beschäftigen uns intensiv mit zeitgemäßer Vergütung in der Verwaltung und den Verkaufsstellen. Damit schaffen wir für HR ein blitzsauberes Fundament.
In Kununu fällt Adli Nord derzeit noch durch eine schlechte Weiterempfehlungsquote auf. Wie ernst nehmen sie so eine Bewertung? Wir sehen da schon eine Verbesserung, aber trotzdem ist es natürlich noch nicht der Wert, den wir uns wünschen. Bei Kununu muss man unterscheiden, ob man dem Groll Einzelner folgt oder breiter drauf schaut. Unsere Mitarbeiterbefragung im letzten Jahr ist ausgesprochen gut ausgefallen. Ich habe noch nie in einem Unternehmen gearbeitet, in dem die Zusammenarbeit mit Führungskräften und das Miteinander so positiv bewertet wurden. Das ist ein echtes Pfund, dieser Teamspirit und das Zusammengehörigkeitsgefühl, obwohl wir so schnell gewachsen sind. Wir sehen auch, dass in den Verkaufsstellen viele eine Art Familiengefühl haben, füreinander einstehen und sich mit Aldi identifizieren. Bei 80 000 Mitarbeitern kann man nicht verhindern, dass der ein oder andere sich mal negativ äußert oder kündigt, aber wir haben es als Pflicht erkannt, auf die Urteile der Mitarbeiter aufzupassen, um Tendenzen zu erkennen und vertrauen dabei auf strukturierte HR-Prozesse.
Wie viele Sorgen bereitet Ihnen der Fachkräftemangel?Große. Wenn wir international schauen, haben wir die Herausforderung in allen Aldi Nord Ländern. Früher waren es nur die Mint-Berufe, die nach wir vor schwierig zu besetzen sind. Heute reichen die Lücken bis in den Verkauf und das Lager, von IT bis zu Datenfachleuten.
Was tun Sie dagegen? Wir geben uns große Mühe, deutlich zu machen, wofür Aldi steht. Denn die Menschen wollen sich mehr denn je identifizieren mit dem Arbeitgeber. Wir haben viel zu bieten, weil wir schon so lange an den jeweiligen Standorten verankert sind. Aber es bleibt eine harte Nuss – für jedes Unternehmen.
Erwarten Sie Verwerfungen durch den neuen gesetzlichen Mindestlohn? Wir sind tarifgebunden, das ist uns wichtig, weil es viel mit fairer Vergütung zu tun hat. Darüber hinaus zahlen wir übertarifliche Zulagen, deshalb liegen wir heute in der Regel schon über 12 Euro. Wenn der Mindestlohn auf 12 Euro steigt, werden wir schauen, ob wir uns über die Aldi- Zulage weitere Gedanken machen müssen.
Wenn alle Händler 12 Euro zahlen, verlieren die großen Discounter ihren USP? Ja, wenn man intern gewisse Abstände einhalten will, setzt das eine Kettenreaktion in Gang.
Aldi Nord wird ein Tech-Unternehmen, konnte man kürzlich lesen. Können Sie erklären, wie Tech in Ihren Bereich hineinspielt? HR muss gut zuhören können. Aber Zahlen, Daten Fakten helfen sehr, um Entscheidungen zu treffen, die viele oder alle Mitarbeiter betreffen. Bei Basisprozessen wie Gehaltsabrechnungen aber auch Mitarbeiter-Einsatzplanungen helfen digitale Lösungen. Die IT hat den Auftrag, unsere Prozesse zu unterstützen. Sie kommt aber auch mit neuen Tools und Möglichkeiten auf uns zu. Es ist ein Zusammenspiel.
Was sind Ihre wichtigsten Projekte 2022? Im Campus ankommen und ihn zum Leben erwecken. Mit politischer Entwicklung umgehen, helfen, und wir müssen auch sehen, wie es mit Corona wirklich weitergeht.