In der kurzen Phase vor Corona hat das Projekt täglich etwa 1500 Euro Umsatz gebracht, bei sieben Stunden Öffnungszeit. Die Spanne ist hoch. Und wer als Kunde nur kleine Portionen zur Bedarfsdeckung kauft, kauft gar nicht so teuer, findet Hertscheck. Der Bon rangiert zwischen 15 Euro unter der Woche und 25 Euro am Wochenende.
In seinem Edeka nebenan erzielt er einen Durchschnittsbon von 30 Euro. Nachhaltigkeit spielt auch hier eine große Rolle. Zum Beispiel hat er auch dort viele Ladenmöbel aus Paletten gebaut, es gibt Milch aus dem Automaten. Nicht ganz unumstritten dagegen ist seine Entscheidung, bald den Zigarettenverkauf einzustellen: "Ich möchte, dass es meinen Kunden gut geht, und außerdem schaden weggeworfene Kippen der Umwelt."
Wöchentlicher Gründonnerstag
Vorbildlich ist seine Idee für weniger Plastik bei Obst und Gemüse. Montag bestellt Hertscheck alle Waren vom Großmarkt wie aus dem Edeka-Programm. Hier sind durchaus Plastikverpackungen dabei. Am Folgetag und am Mittwoch dann kommt immer weniger von der Zentrale – und mehr vom Markt. Verpackungsfrei, aus Gärtnerkisten. Am Donnerstag schließlich gibt es nur noch Marktware. Was an "Plastikgemüse" übrig ist, räumt Hertscheck vorübergehend ins Lager. So hat sich der Donnerstag als besonderer Nachhaltigkeitstag etabliert. "Ich bin nicht radikal, sondern versuche, die Kunden zu leiten", so Hertscheck. Klar kämen auch solche, die nach günstigem Grünzeug fragen. Um den Preisunterschied abzufedern, gibt der Kaufmann deshalb einen kleinen Generalrabatt. Außerdem kann er mit guten Argumenten – reifere Ware, besserer Geschmack – kritische Shopper meist überzeugen.
Adresse: Bahnhofsplatz 3, 85579 Neubiberg
Vk-Fläche: 1.100 qm + 156 qm Unverpackt-Laden
Artikel: etwa 18.500
Mitarbeiter: 45
Durchschnittsbon: 30 Euro
ÖZ: Mo-Sa 7-20 Uhr
Das System Hertscheck hört nicht mit dem Angebot der richtigen Waren auf. Verkauf ist Action. Und aus allem kann man eine Challenge machen. Etwa diese: Jugendliche kaufen ein Rezept. Einmal im Supermarkt, einmal im Unverpackt-Laden. Beim Kochen in der Küche vergleichen sie gemeinsam mit Robin – wie ihn alle nennen – Preis, Qualität, wie viel übrig bleibt und wie viel Verpackungsmüll anfällt. Auch eine Art der Kundenbindung. In jedem Fall können Kaufleute von und bei Robin Hertscheck viel über den Verkauf der Zukunft lernen. Wer plant, vorbeizuschauen, kann mit einer Sportstunde beginnen: Die gibt's jeden Samstag von 10 bis 11 Uhr vor dem Supermarkt. (Andreas Hösch)