Lidl hebt die Bezahlung von mehr als 3000 Logistik-Mitarbeitern ab 2018 auf das Niveau des Einzelhandels-Tarifes an. Damit dürfte sich auch der Wettbewerb um Mitarbeiter in diesem Bereich weiter verschärfen.
Der Discounter Lidl macht Ernst mit dem angekündigten Wechsel des Tarifvertrages für die Beschäftigten an 20 seiner Lagerstandorte. Die 3 300 Mitarbeiter werden ab dem 1. Januar 2018 nicht mehr nach dem Logistik-, sondern nach dem Einzelhandelstarif bezahlt, wie das Unternehmen gegenüber der LZ erklärt. Der Händler vereinheitlicht damit die Bezahlung an seinen bundesweit insgesamt 39 Logistikzentren, an denen ab kommendem Jahr dann flächendeckend der Einzelhandelstarif gilt.
Für die Beschäftigten bedeutet dies nach Angaben der Gewerkschaft Verdi deutliche Verbesserungen bei Löhnen, Arbeitszeiten sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Lidl will den finanziellen Mehraufwand nicht beziffern, betont allerdings, bereits im Logistik-Tarifvertrag übertariflich vergütet zu haben. Das zusätzliche Geld dürfte gut angelegt sein: In Teilbereichen der Logistik, etwa bei Fahrern, herrscht zunehmend Personalmangel, den nicht nur der Handel, sondern etwa auch Spediteure und Paketdienste zu spüren bekommen (lz 44-17). "Wer da nach dem niedrigeren Logistik-Tarif bezahlt, ist ganz eindeutig im Nachteil", erklärt ein Top-Manager aus dem Handel.
Lidl reagierte mit der Entscheidung auch auf den Druck, den die Gewerkschaft Verdi in den verbliebenen Lagerstandorten mit Logistik-Tarifvertrag ausgeübt hatte. Die Teilung passte zudem nicht zur Strategie von Klaus Gehrig, Chef der Schwarz-Gruppe, der sich zuletzt mehrfach für die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen stark gemacht hatte. In der Logistik zahlen weite Teile des Lebensmitteleinzelhandels allerdings bereits jetzt nach dem Tarifvertrag für den Einzelhandel oder den entsprechenden Regelungen des Groß- und Außenhandels.
Bei Verdi sieht man in dem Schritt des Discounters dennoch ein Signal an die gesamte Branche – vor allem an die Online-Händler Zalando und Amazon, die sich bislang dagegen stemmen, in ihren Logistikzentren nach dem Einzelhandelstarif zu bezahlen. Vor allem Amazon weigert sich seit Jahren trotz zahlloser Streiks beharrlich, in Verhandlungen mit der Gewerkschaft einzutreten.
Vor wenigen Tagen hatte Verdi zusätzlich einen Gesundheits-Tarifvertrag für gute Arbeitsbedingungen ins Spiel gebracht. Der US-Konzern erklärte im Gegenzug nur, er beweise täglich, "dass man auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber sein kann."