Zukauf: Edeka geht unter die Bio-Bauern
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Edeka geht unter die Bio-Bauern

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Edeka-Chef Markus Mosa sichert sich den Bezug von rarer Bio-Ware.
Edeka-Chef Markus Mosa sichert sich den Bezug von rarer Bio-Ware.
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Edeka wird mehr und mehr zum Händler und Produzenten. Nach LZ-Informationen hat sich der Marktführer nun in Mecklenburg-Vorpommern eine Obstplantage gekauft. Die Genossen wollen damit den Bedarf an Bioäpfeln für ihre eigene Saftproduktion absichern.

Auf der Homepage der "Evershäger Obstplantagen" findet sich noch kein Hinweis auf die neuen Besitzverhältnisse: "Leckere Äpfel, schmackhafte Birnen, köstliche Pflaumen und süße Erdbeeren" werden dort angepriesen. Diese wüchsen unter den "sorgsamen Händen unserer Gärtner". Die Gärtner haben jetzt einen neuen Arbeitgeber: Edeka.

Wie Deutschlands umsatzstärkster Lebensmittelhändler auf LZ-Anfrage bestätigt, befindet sich die Rostock Obst GmbH, der bisherige Besitzer der Plantagen, nun im Edeka-Eigentum. Schon die Äpfel, die momentan an den Bäumen hängen, sollen in vollem Umfang an den Händler beziehungsweise an dessen hauseigenen Saftproduzenten gehen. Erntebeginn ist in diesen Tagen.

Edeka kauft dem Vernehmen nach die Felder, die Bäume, übernimmt die Mitarbeiter und die gesamte Firma. Diese betreibt nach Selbstauskunft im World Wide Web rund 200 Hektar Obstbauland. Die landwirtschaftlichen Planungen von Edeka sehen vor, dass die Agrarflächen über kurz oder lang rund 3 500 Tonnen zusätzliches Obst abwerfen, ist in informierten Kreisen zu hören. In erster Linie soll das neue Land den wachsenden Bedarf der eigenen Saftproduktion nach Bioäpfeln decken.

Absicherung volatiler Warenströme

Das Handelsunternehmen will die Flächen offenbar rekultivieren, Bäume nach den Bedürfnissen der Genossen anpflanzen und so die Nachfrage nach Bio-Apfelgetränken in allen Vertriebsschienen inklusive Discount abdecken. Mittel- bis langfristig könnte sogar Tafelobst von den Äckern in Mecklenburg-Vorpommern in den Edeka-Läden landen. Mit dem Kauf von Anbauflächen ist Edeka eine Ausnahme. Denn eigenes Agrarland gehört entgegen vieler Prognosen keineswegs zum Allgemeingut heutiger Handelsunternehmen. Auch nicht auf internationaler Ebene.

Wie in Deutschland scheint der Handel die Risiken eigener landwirtschaftlicher Betriebe lieber zu umgehen. Vertragsanbau und langfristige Lieferantenverträge sind weitaus beliebtere und gängigere Strategien, um sich mit Agrarprodukten zu versorgen. Das weltweit florierende Business mit Acker- und Waldland, das mitunter auch in Mecklenburg-Vorpommern zu spüren ist, ist nicht auf die gestiegene Nachfrage von Händlern, sondern in erster Linie auf den Landhunger der Chinesen und Spekulanten zurückzuführen.

Handfeste Interessen

Edeka verfolgt mit dem Kauf hingegen sehr handfeste Interessen. Das Manöver gilt vor allem der Absicherung der volatilen Warenströme. Ein strategisches Ziel, das die Gruppe schon seit einigen Jahren verfolgt. Sowohl Aufsichtsratschef Adolf Scheck als auch sein Nachfolger Uwe Kohler unterstützen die Ambitionen von Edeka-Vorstandschef Markus Mosa auf diesem Feld.

Insbesondere in Bereichen, in denen der Einkauf mit hoher Konzentration auf Lieferantenseite konfrontiert ist, prüft die Gruppe fortwährend, ob sich die Eigenproduktion lohnen könnte. Das hat etwa dazu geführt, dass Edeka kürzlich bei der Molkerei AMK eingestiegen ist. Zuvor war aus identischen Überlegungen heraus im Jahr 2013 die Akquisition des Saftgeschäfts erfolgt.

Ob die Genossen aktuell Agrarflächen erworben hätten, wenn sie keine Fruchtsaftproduktion hätten, ist fraglich. Mit Blick auf den Eigenbetrieb hat die Operation Obstanbau die Aufsichtsräte indes wohl überzeugt. Zumal der Safthersteller Sonnländer, den Edeka aus der im Jahr 2013 gekauften Elro-Gruppe geformt hat, ebenfalls in Rostock angesiedelt ist. Die Äpfel wandern somit auf ganz kurzem Weg vom Baum in die Fabrik. Und vermarkten lassen dürfte sich "Bio-Apfelsaft aus eigenem Anbau" sicher auch ganz gut.






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