Übernahmeversuch: Buffett macht Unilever nerv...
Übernahmeversuch

Buffett macht Unilever nervös

Carsten Milbret
Der Unilever-Vorstand rechnet mit einem zweiten Übernahmeversuch durch Kraft Heinz.
Der Unilever-Vorstand rechnet mit einem zweiten Übernahmeversuch durch Kraft Heinz.
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In der Konzernzentrale von Unilever herrscht derzeit das große Zittern. Vorstandschef Paul Polman und seine Mannschaft gehen davon aus, dass US-Wettbewerber Kraft Heinz Company einen zweiten Übernahmeversuch unternehmen wird.

Die aktienrechtliche Sperrfrist für ein erneutes Angebot läuft am Dienstag nächster Woche ab. Seit dem ersten Versuch im Februar hat Unilever alles getan, um den Kurs der Aktie hochzutreiben und die feindliche Übernahme so teuer wie möglich oder am besten unerschwinglich zu machen. Zuletzt wurden diese Woche ein weiterer Aktienrückkauf und die Akquisition des Eiskremherstellers Weis im australischen Toowoomba bekannt gegeben. Doch die Nachricht aus Down-under hievte den Preis der Unilever-Aktie nicht mehr so weit über 50 Euro, wie er schon im Juni gewesen war.

Anlegern wie Bankanalysten erscheint das Kurspotenzial von Unilever bis auf Weiteres ausgereizt. Um 26 Prozent haben das Sparprogramm von Polman und die Spekulation auf eine teure Übernahmeschlacht den Börsenwert von Unilever nach oben getrieben. Im Februar hatte Kraft Heinz – oder The Company, wie das Unternehmen intern genannt wird – 134 Mrd. Euro in bar und in eigenen Aktien geboten. Das war nur ein mageres Plus von 18 Prozent auf den damaligen Börsenwert. Ein neues Angebot müsste wohl deutlich höher ausfallen, um die Mehrheit der Aktionäre zu überzeugen. Von fast 200 Mrd. Euro war zuletzt die Rede.

Geld gibt es an der Börse wie Heu

Sicher kann sich in London deswegen niemand fühlen. Hinter Kraft Heinz stehen Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway und 3G Capital. Buffett ließ gerade verlauten, dass seine Gesellschaft über die Rekordsumme von fast 100 Mrd. USD in bar verfüge, so viel wie nie zuvor. Buffetts Partner von 3G haben erst 16 Mrd. USD eingesammelt, könnten aber sofort ein Vielfaches aufnehmen, so gut ist ihr Ruf als Gewinn- und Dividendenmaximierer bei den Investoren. Nach den Erfahrungen bei AB InBev, Kraft Foods und H. J. Heinz würde eine Übernahme von Unilever radikale Kostensenkungen mit Betriebsschließungen und eine Konzentration auf die ertragsstärksten Marken bedeuten.

Einen Teil dieser Maßnahmen nimmt das Sparprogramm vorweg, das sich Unilever bereits selbst verordnet hat. 1 Mrd. Euro an Kosten will Polman im ersten Halbjahr schon eingespart haben, 6 Mrd. Euro sollen es bis 2020 sein. Die operative Gewinnmarge wurde auf 17,5 Prozent erhöht und soll 20 Prozent erreichen. So viel werfen bisher nur die Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmittel ab, die Lebensmittelsparte hinkt hinterher. Um das zu ändern, opfert Polmann sogar seine Heilige Kuh und stellt das Margarinegeschäft mit rund 6 Mrd. Euro Umsatz zum Verkauf.

75 Mrd. Euro Umsatz in greifbarer Nähe

Die deutsche Tochter ist von den Maßnahmen besonders betroffen. Die Hamburger verlieren mit der Rama-Sparte zwei ihrer acht Werke und rund ein Fünftel ihres Jahresumsatzes von derzeit noch etwa 1,6 Mrd. Euro. Alle anderen Betriebe werden auf Einsparmöglichkeiten überprüft. In den 90er-Jahren war Unilever in Deutschland noch ein Gigant mit über 4,5 Mrd. Euro Umsatz, künftig sind es wenig mehr als 1,3 Mrd. Euro.

Addiert man dem Unilever-Gesamtumsatz von zuletzt 52,7 Mrd. Euro die 22,6 Mrd. Euro von Kraft Heinz hinzu, entstünde nach einer Fusion einer der größten Lebensmittel- und Konsumgüteranbieter der Welt. Genau das hatte Buffett den Aktionären versprochen. 






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