"Eigenmarken behandeln und führen wir wie echte Brands, weil der italienische Kunde Marken sehr schätzt", sagt Silvestri. Lidl führt aber auch A-Marken, die man in Italien einfach haben muss, von Barilla bis Nutella. Silvestris Anspruch: "Wir wollen eine One-Stop-Shopping-Destination werden." Außerdem kann sich der deutsche Discounter mit Marken von den italienischen Wettbewerbern Eurospin und MD abheben, die selbst Ikonen wie Lavazza oder Coca-Cola nicht listen.
Vielfältiger als der Wettbewerb
Bei Lidl wirkt das Sortiment dadurch vielfältiger. So teilen sich bei Tomaten in Glas und Dose auf vier laufenden Metern drei Eigenmarken und zwei Marken zusammen den Platz: neben Italiamo, "Campo Largo" und "Dolce e Italia" auch Barilla und Mutti. Bei Kaffee dominieren sogar vier Marken (Lavazza, Hag, Pellini und Gimoka) über die Eigenmarke (Bellarom). Dafür sind viele Eigenmarken stark ausdifferenziert, bei Eiern beispielsweise von der Boden- über die Freilandhaltung bis zum Verzicht auf Antibiotika, Gentechnik und Kükenschreddern ("Buonovo") sowie Bioware.
Adresse: Via Mantova 3, 37045 Legnago, Italien
Eröffnung: 17. September 2020
Vk-Fläche: 1442 qm
Sortiment: 2500 Artikel
Eigenmarkenanteil: 85 Prozent
Mitarbeiter: 25
Kassen: 5
Parkplätze: 115
ÖZ: Mo-Sa 8-21 Uhr, So 8.30-20 Uhr
Auch beim Preis hat sich Lidl Italia ein anspruchsvolles Ziel gesetzt. "Wir wollen unseren Kunden das beste Preis-Leistungs-Verhältnis des Landes bieten", sagt Silvestri. Diesen Anspruch unterstreichen im Markt rote Schilder und Deckenhänger mit der Aufschrift "Il tuo Prezzo Lidl" (Dein Lidl-Preis). Allerdings bringt ein informeller Preisvergleich der LZ keinen eindeutigen Sieger hervor. Mal bietet Lidl den Bestpreis, mal der deutsche Wettbewerber Aldi und mal der italienische Discount-Primus Eurospin.
Das Ladendesign ist im Wesentlichen aus Deutschland bekannt – und setzt dennoch eins drauf. Mit seiner großen Glasfassade und zahlreichen Dachfenstern, mit hellen Fliesen, weißen Wänden und Decken wirkt der Markt hell und freundlich. "Wir wollen die Filialen so gestalten, dass die Kunden sagen: Da gehe ich wieder hin", sagt Silvestri. Für gefühlte Wärme sorgt Holzoptik bei Blumen und Backwaren sowie an den Fuß- und Kopfleisten der Regale. Die Weine, fast alle aus Italien, sind in einem Rondell in Holzoptik aufmerksamkeitsstark präsentiert.
Drogeriewaren wirken durch ein einfaches Mittel als eine in sich geschlossene Welt: Zwei Leisten mit beleuchteten Motivbildern schließen die Regale nach oben ab. Die Tiernahrung bekommt mit einer ähnlichen Abtrennung ebenfalls Abteilungscharakter.
Ansehnliches Design
Auch ein ansprechendes Ladendesign ist eine Notwendigkeit in Italien. Denn Eurospin fährt ein ähnliches Konzept mit großer Glasfront. Aldi geht sogar noch deutlich weiter. Die grau verspiegelte Fassade erinnert an eine Boutique, das Innere ist mit dunklen Leisten und akzentuiertem Licht geschmackvoll ausgestaltet. Da lässt Lidl sich nicht lumpen.
Das neue Konzept, Standard seit September 2019, will der Discounter bei allen Renovierungen und Neueröffnungen ausrollen, also etwa 50mal pro Jahr. Der neue Standard in Deutschland, findet Silvestri, weise ebenfalls in diese Richtung. Und auch das Konzept der Pilotfiliale in Arcole, 2015 nahe der Landeszentrale eröffnet, hätten viele andere Landesgesellschaften übernommen. "Das ist ja der Vorteil an einem internationalen Unternehmen: Man tauscht sich aus und übernimmt das Beste aus anderen Ländern."