Das Modell "Remote Working" weiterzuentwickeln, ist eng verbunden mit Diversität und Inklusion. Wenn flexible Arbeitsmodelle keinen Bestand hätten, fürchten HR-Verantwortliche den Verlust von weiblichen Führungskräften und Talenten. Diversität, Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit haben gesteigerte Relevanz auf Vorstandsniveau. Diesem Megatrend muss die Personalentwicklung Rechnung tragen. Als Folge dieser neuen Justierung analysiert Rebecca Snow, Personalchefin von Mars Wrigley: "Heute will unser Vorstand deutlich mehr über Nachfolge- und Talentplanung wissen. Es muss eine breite Diversität an Talentprofilen im Unternehmen geben."
Internationale Erfahrung macht den Unterschied
Neue Vorstellungen, was gute Führung bedeutet, haben Auswirkungen auf den Prozess, wie die FMCG-Industrie Talente rekrutiert und entwickelt. Der neue HR-Ansatz lautet, weniger auf den Lebenslauf zu achten, aber mehr auf individuelle Eigenschaften und Fähigkeiten. Dies birgt jedoch die Unsicherheit, nicht mehr auf bewährte Muster zurückgreifen zu können. HR-Verantwortliche müssen bei der Potenzialbeurteilung den richtigen Mix aus harten und weichen Skills finden. Aus der Sicht des Top-Managements ist Führungskräfteentwicklung eine Aufgabe, um die Nachfolge im Unternehmen sicherzustellen. Wenn jedoch unterschiedliche, nicht systematisch vorgezeichnete Wege zu Karrieren führen, wird die Nachfolgeplanung deutlich komplexer. Eine Konsequenz ist dann, Talente individualisiert zu unterstützen und bislang untypische Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Konsumgüterkonzerne setzen neue Schwerpunkte, doch eine Konstante bleibt: Internationale Erfahrung zählt. HR-Chefs haben im Laufe der Pandemie eine deutliche Korrelation beobachtet: Führungskräfte mit globaler Erfahrung über Ländergrenzen hinweg waren wesentlich besser darin, die Herausforderungen der Lockdowns zu meistern. Gerade weltweit operierende Unternehmen werden also weiterhin nach international ausgebildetem Nachwuchs Ausschau halten. Globale Rotationsprogramme und internationale Besetzungen bleiben das Hauptinstrument, damit angehende Führungskräfte entsprechende Erfahrungen sammeln. Vor einer Herausforderung steht HR jedoch auch hier. Die Pandemie hat bewirkt, dass Führungskräfte stärker auf private Belange achten. So beobachtet Rebecca Snow von Mars: "Zu uns kommen Führungskräfte, die sagen, sie seien derzeit sehr glücklich mit ihrer Situation. Dies hätte dann auch Folgen für den internationalen Manager-Austausch." Personalverantwortliche müssen sich also Gedanken machen, wie sie Talente dazu bewegen, in anderen Ländern zu arbeiten.
Klaus Halsig
Klaus Halsig ist Partner der Personalberatung Heidrick & Struggles und Co-Manager des globalen Konsumgütersektors.