Neues Rollenverständnis
Beiräte müssen inspirieren
Abonnenten von LZ Digital können sich diesen Artikel automatisiert vorlesen lassen.
Viele Mittelständler haben schon vor Jahren begonnen, sich einen Beirat aufzubauen. Das ist gut so, denn es ermöglicht einen (hoffentlich) unvoreingenommenen Blick von außen. Ausreichend ist es nicht.
Definitiv sind diese Unternehmen besser aufgestellt als jene, die ausschließlich auf die eigene Expertise setzen. Doch sich zurücklehnen und auf die Kontrollfunktion des Gremiums vertrauen sollten sie dennoch nicht. Wer wirklich von der Runde profitieren will, muss umdenken. Denn das zunehmende Tempo der Marktveränderungen erfordert ein neues Rollenverständnis des Beirates: Weniger rückwärts gerichtete Kontrolle, mehr vorwärts gerichtete Reflexion zukunftsfähiger Strategien.
Es darf infrage gestellt werden, ob Steuerberater, befreundete Rechtsanwälte oder Bankdirektoren dafür die richtigen Kompetenzen mitbringen. Ebenso ist es bei Familienmitgliedern, die zwar am Unternehmen beteiligt sind, aber keinen fachlichen Hintergrund haben, der die Unternehmensführung bereichert. Die richtigen Weichenstellungen und Innovationen gilt es bei Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und People Management auf den Weg zu bringen. Praxistaugliche Inspiration dürften vor allem Menschen versprechen, die in vergleichbaren Märkten erfolgreich unternehmerische Entscheidungen treffen.
Wie das aussehen kann, lässt sich am Beispiel von The Family Butchers nachvollziehen. Die Gesellschafter Hans-Ewald Reinert und Wolfgang Kühnl setzen auf Unternehmerpersönlichkeiten mit Branchenkompetenz. Dazu gehören unter anderem die Procter & Gamble-Chefin für den deutschsprachigen Raum Astrid Teckentrup, der Develey-Inhaber Michael Durach sowie Zièd Bahrouni, Gründer und CEO des jungen Technologie-Spezialisten Motius.
Keine Frage: Es ist eine echte Herausforderung, kompetente Beiräte zu finden. Man kann sie nicht einfach buchen wie einen Steuerberater. Warum sollten sich diese vielbeschäftigten Leader die Zeit nehmen? Diese Frage gilt es zu beantworten. Auf die paar Tausend Euro Salär sind sie wohl kaum angewiesen. Die Beiratsarbeit muss für alle Beteiligten eine inspirierende Bereicherung sein. Es geht um Networking im besten Sinne: Geben und Nehmen.