Die globale Erwärmung beschleunigt sich. Experten schätzen, dass die Temperaturen bis zum Jahr 2100 um bis zu vier Grad steigen könnten – Hauptursache ist der immer höhere CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Wie lässt sich die Klimaerwärmung noch eindämmen? Ein Schlüssel liegt in der Kreislaufwirtschaft, wie das Fraunhofer-Institut UMSICHT zeigt.
Die Zeit drängt
Im Sommer 2017 hat sich ein riesiger Eisberg vom Larsen-C-Schelf in der Antarktis gelöst. Forscher fürchten, dass der Verlust von Schelfeis dazu führen könnte, dass große Inland-Eismassen schneller ins Meer abfließen – was einen Anstieg des Meeresspiegels zur Folge hätte. Die von Überschwemmungen bedrohten Küstenregionen sind dicht bevölkert. Derzeit leben dort bereits rund 500 Millionen Menschen, und es werden jährlich mehr. Ein effektiver Klimaschutz gehört damit zu den drängendsten Aufgaben des Jahrhunderts.
Mit der Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen zuletzt 17 gemeinsame Ziele definiert, die eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben sollen – auf der Liste stehen neben einem verantwortungsvollen Konsum und nachhaltigem Wirtschaftswachstum auch der Natur- und Klimaschutz. Und: Zum ersten Mal haben sich 195 Teilnehmer der UN-Klimakonferenz darauf geeinigt, die globale Erwärmung gemeinsam auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Deutschland, rohstoffreiches Land
Eine Schlüsselrolle bei diesem Mammut-Projekt spielt die Kreislaufwirtschaft. Denn mit modernen Recyclingtechnologien können die in Produkten gebundenen Materialien vollständig im Kreislauf geführt werden. In der Folge verkürzen sich die Wertschöpfungs- und Logistikketten deutlich – etwa wenn Erze nicht mehr unter hohem Energie- und Ressourcenaufwand in den Abbauländern, sondern aus dem inländischen Fundus gewonnen werden.
Urban Mining ist das Gebot der Stunde. Mit den verkürzten Herstellungsprozessen reduziert sich zugleich der Ausstoß klimaschädlicher Gase, während die in der Natur befindlichen Rohstoffe geschont werden. Nicht zuletzt kurbelt Recycling die Wirtschaftskraft der Industrie an und stärkt die Versorgungssicherheit. Unter diesem Blickwinkel gilt Deutschland im Übrigen nicht mehr als rohstoffarm, sondern darf als rohstoffreich bezeichnet werden.
Der Abbau von Ressourcen ist oft mit einem hohen Treibhausgas- und Energieaufwand verbunden. Kreislaufwirtschaft hilft, den Bedarf an Rohstoffen nachhaltig und klimaschonend zu decken.
Fraunhofer-Studie: starker Umwelteffekt von Recycling
Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT ist renommierter Experte für belastbare Ökobilanzen. In der zehnten Auflage ihrer Studienreihe „resources SAVED by recycling“ ziehen die Oberhausener Wissenschaftler Bilanz für den Recyclingspezialisten und Rohstoffversorger ALBA Group. Mithilfe einer eigens entwickelten Methode berechnen sie den Ressourcen- und Treibhausgasaufwand der Primärproduktion und vergleichen ihn detailliert mit dem Recycling-Aufwand des Unternehmens. Die Ergebnisse der Studie veröffentlicht die ALBA Group alljährlich in der gleichnamigen Broschüre „resources SAVED by recycling“.
Die Bilanz fällt deutlich zugunsten der Kreislaufwirtschaft aus: Im Jahr 2016 sparte das Recyclingunternehmen demnach Treibhausgasemissionen in Höhe von etwa 4,3 Millionen Tonnen ein. Das entspricht den durchschnittlichen jährlichen Emissionen einer Stadt mit 375.000 Einwohnern, etwa Wuppertal oder Bochum. Insgesamt führte die ALBA Group vergangenes Jahr rund 4,3 Millionen Tonnen Wertstoffe im Kreislauf – darunter vor allem Metalle, Kunststoffe und Leichtverpackungen, aber auch Holz, Glas, Papier/Pappe/Karton und Elektroaltgeräte. Dadurch schonte der Recyclingexperte zusätzlich rund 36,2 Millionen Tonnen Primärressourcen.